Die Rache der Fußballhure!

Das Auswärtsspiel des glorreichsten unter den Lorbeerträgern fiel unter mysteriösen Umständen den sinnflutartigen Sonnenscheinstrahlen zum Opfer. Spötter vermuten bereits eine weltumfassende Verschwörung zwischen Dynamo III. und dem Dresdner SC zu Ungunsten der Blau-Weißen aus Zschachwitz. Den Verschwörungstheorien so eigen, weiß nur noch keiner wer, warum und wie von dem ganzen Unsinn profitieren soll.

Als Alternative bot sich das Sportforum der ehemaligen Betriebssportgemeinschaft „Motor“ Heidenau. Dort gastierte die Reserve der beliebtesten Mannschaft der Bundesrepublik. Vielleicht bald auch die erfolgreichste auf dem Gebiet der ehemaligen SBZ? Wir drücken getreu dem Motto „Techno, Techno, USA – Wodka, Red Bull, Antifa“ natürlich feste die Daumen!

Die Heidenauer dachten sich: „Noja, bei dem Wetter, da schonen mer ma unsren Kunstrasen und kicken auf Rasen!“ Interessanterweise trägt das Sportforum zurzeit, dem gängigen Trend folgend, ebenfalls den verschwurbelten Namen irgendeines Energietycoons.

 

Aber zurück zum Gast. Die Reserve also. Die hat es in den letzten beiden Jahren zweimal fertig gebracht Bezirksmeister in Leipzig zu werden, verbunden mit dem fälligen Aufstieg in die Landesliga. Sensationell, oder? Aber von vorn. Die RB-Reserve die vor zwei Jahren Bezirksmeister wurde, heißt heute aber SSV Markranstädt und ist ziemlich enteilt Spitzenreiter. Was sich heute RB II. schimpft, war vor zwei Jahren noch ESV Delitzsch. Und was gestern noch RB III. und IV. war, ist heute Markranstädt II. und III. Money rulez the game!

 

Der HSV scheint beim Spatenstich fürs neue Vereinsheim ausversehen auf Erdgas gestoßen zu sein, was zumindest die Energiekonsortien unter den Sponsoren zu erklären vermögen könnte. Denn die Moneten scheinen in Heidenau, wenn nicht aus dem Boden zu schießen, auf den Bäumen zu wachsen. Was sich da heute alles die Ehre gab. Keller im Tor (hütete u.a. für Carl Zeiss in der zweiten Bundesliga das Tor), Christian Froehlich im Mittelfeld (über 100 Zweitligaeinsätze für Jena, Dynamo und den FC St. Pauli), dazu Robert Pietsch (27 Einsätze für den DSC in Liga 3) oder einen Frank Kaiser (Union, Dynamo, Erfurt). Die Liste könnte man sogar noch weiter spinnen, hat alles Rang und Namen!

 

Torsten „Magath“ Mönch, stapelte im Vorwort des Stadionmagazins der Landesligawölfe sehr tief. Die Aufsteigertruppe von RB sei die „vielleicht spielstärkste Mannschaft“ der Liga, deren „sehr hohe[r] Anspruch“ sich auch im Kader wiederspiegelt. So, so Tabellendritter mit bereits erwähntem Kader gegen die zwölftplatzierte RB-Reserve, bestückt mit jungen Talenten, erklärt den Gegner kurzerhand zum Favoriten. Dazu RB-Oberligameistertrainer Tino Vogel an der Seitenlinie.

 

Gerade zu legen... warte, warte ... där! ist der Torhüter der Gäste. Florian Groß, ehemaliger Goalie der Bundesliga-u19 des HFC, könnte getrost als Frontmann von Totenmond durchgehen. Und seine markdurchdringenden Kommandos schienen Wirkung zu zeigen. Dreifacher Zweitligatorschütze für Sankt Pauli, Christian Fröhlich, traute sich nicht den Ball ins Tor zu schieben, sondern schoss in vorrauseilendem Gehorsam den Ball Richtung Eckfahne.

 

In Anbetracht der 90. Minuten war die Tiefstapelei wohl angemessen. Es entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe und RB mit der wesentlich besseren Chancenverwertung. Ein durchaus unterhaltsamer Kick, am Ende mit ein bis zwei Toren zu viel für die Gäste.

 

Die vier Euro Eintritt haben sich jedenfalls gelohnt. Womit Heidenau zu punkten weiß, ist die Cuisine. Das wohl beste Fischbrötchen meines bisherigen, trostlosen Daseins für gerade einmal umgerechnete 1,50. Die Bratwurst für 1,80, im schmackhaft frischen Brötchen, verdient eine 2-. Gezeichnet vom Verzehr des Fischbrötchens, im Zustand leichter geistiger Umnachtung, empfand ich sogar das für 2 Euro ausgeschenkte Getränk als wohlschmeckend, was sich im Nachgang als Radeberger Eckelbräu entpuppen sollte.

 

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