In Plauen blüht nichts!

Zum Einlauf eine große Choreo, viel Pyrotechnik, engagierter Fußball, Siegesgetaumel, Fangesänge, gutes Bier. Das war gestern beim Dresdner SC.
Aber heute war Plauen. Zu dritt aus Dresden die zweistündige Fahrt per Zug angegangen. Kostenlos. Das Dresdner Studierendenticket gilt nämlich sachsenweit. Ich Trottel habe natürlich sowohl Tram als auch S-Bahn verpasst. Deswegen per Taxi zum Hauptbahnhof. "Na, Zug vor der Nase weggefahren?" "Ja." "Davon leben wir!"

Um zwölf dann in Plauen angekommen. Weit und breit keine Fußballfans. Erstmal verirrt, dann dank neumodischem Kommunikationsscheiß doch den richtigen Weg gefunden. Durch eine Stadt, in der nichts blüht. Selten eine solche Tristesse gesehen. Unheimlich. Auch manche Menschen dort.

Am Stadion angekommen die Ansage, dass der Gästeblock nicht aufgemacht wird. Deswegen Tickets für sechs Ois ermäßigt geholt. Sympathisch: Es gibt kostenfrei ein Programmheft dazu, dass qualitativ hochwertig ist.

Es kam, wie es kommen musste. Angesichts von rund 50 St. Pauli-Fans wurde der Gästeblock doch aufgemacht. Allerdings mit der Möglichkeit, sich im Heimbereich kulinarisch zu versorgen. Bis ein wichtigtuerischer Oberordner kam, der die Ordner anwies, dies zu verhindern. Stattdessen mussten die Damen der Wurst- und Bierbude mehrere Male die knapp 150 Meter hin- und herwackeln, um Getränke und Essen an Frau und Mann zu bringen. In der Halbzeitpause wurde diese Regelung allerdings wieder fallengelassen. Den Ordnern dort war das zu doof. Zu recht: Nämlich völlig entspannte Stimmung in Plauen, nicht ansatzweise Stress.

A propos Stimmung: Das kennen sie in Plauen nicht. Nur rund 15 Leute in der Kurve mit zwei Bannern stimmten am Ende kurz was an. Im Gegensatz zum Gästeblock: Dort gab es einige Gesänge und Sprechchöre, von "asoziale Zecken" über "fabiolous St. Pauli" bis zu "wir holen die Meisterschaft". Nur durchgeschossene in braun-weiß freilich. War angenehm.

Zum Spiel etwas zu sagen, fällt mir schwer. Es tut noch weh. Es schmerzt. Die Tränen sind noch nicht getrocknet. Es war hochgradig schlecht von St. Pauli. Der VFC nicht klar, sondern klarstens überlegen. Und auch mit noch mehr Torchancen. St. Pauli nur zum Schluss etwas stärker und dann auch mit dem viel umjubelten Treffer.

Sternquell, überall nur Sternquell. Selbst jede Ecke von Sternquell gesponsert. Mein Mitfahrer fand es schade, dass im Gegenzug die Ecken St. Paulis nicht von Sternburg statt Deutschland präsentiert werden. 0,4 l Sternquell 2 Ois. Die zwei Schlücke, die ich heute mittag getrunken habe, haben mir gereicht. Stimmung kennen sie nicht. Brauen können sie nicht. Plauen!

Danach gab es für alle Besucher einen Shuttle-bus zur nächsten Tramstelle. Ordner verkauften die Tickets für 50 Cent. Die zwei Tramstationen gefahren und zum Glück rechtzeitig am Bahnhof. Alles andere hätte zwei weitere Stunden Plauen bedeutet. Wer will das schon! 18 Uhr dann endlich wieder in einer lebendigen Stadt. Und froh, daheim anzukommen. Denn: es war schweinekalt und sauzugig in Plauen.

Das leben ist kein Ponyhof! In Plauen besonders nicht!

 

Danke an Mitfahrerin und Mitfahrer, die diese Trostlosigkeit heute zwar nicht völlig vergessen machen konnten, aber die Gründe für sind, dass dieser Tag in guter Erinnerung bleibt.

andi_dd

Kommentare: 9 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    captiva (Montag, 12 März 2012 16:43)

    Tja, "Geld regiert die Welt", wo gehen die Milliarden aus dem Sächsischen- und Bundeshaushalt hin? nach Dresden, nicht nach Plauen- Mehr muß man wohl nicht sagen!!!!

  • #2

    captiva (Montag, 12 März 2012 16:44)

    ach ja, in welcher Liga spielt gleich der DSC?

  • #3

    andi_dd (Montag, 12 März 2012 17:20)

    @ captiva: In Liga acht. Mit mehr Stimmung bei Spielen. ;-) Das mit der Trostlosigkeit in der Stadt ist übrigens so zu verstehen, dass man sich in der Tat darum kümmern muss. War ja eine Anspielung auf die von Kohl versprochenen blühenden Landschaften, von denen in Plauen wenig zu sehen ist. Und wenn man die Entlassungswellen in letzter Zeit sieht, besteht hier wirklich dringender politischer Handlungsbedarf in Form von Wirtschaftsförderung etc. Von der Landesregierung darf man momentan aber wenig erwarten: Die sind ja im Sparwahn gefangen und kürzen und kürzen und kürzen...

  • #4

    Pl. (Montag, 12 März 2012 18:39)

    Besser als die Radeberger Scheiße ist das Sternquell immer hin... Und was blüht denn beim Dresdner Sc? Gibts den überhaupt noch?

  • #5

    andi_dd (Montag, 12 März 2012 18:45)

    Dass Sternquell besser ist als Radeberger, bestreite ich nicht. Radeberger ist kaum zu unterbieten. ;-) Vielleicht hat mich auch der Overkill an Werbung gegenüber Sternquell aufgebracht. Die Biermarke ist nun wahrlich nicht zu übersehen im Stadion: Ich halte es deswegen für völlig übertrieben, dass Sternquell auch noch die Eckbälle präsentiert. Zumal ich die Präsentation von Einzelereignissen während des Spiels für eine Störung der Fußballatmosphäre halte. Ich glaube ja sogar fast, dass solch übertriebene Werbung sich vom positiven Effekt irgendwann ins Negative umkehrt. ;-)

  • #6

    Kalle (Montag, 12 März 2012 18:56)

    Was bewegt denn einen Dresdner nach Plauen zu fahren und als Fan von St.Pauli die Zweite zu agieren und sich dann noch über den turmhoch überlegenen Gastgeber zu mokieren?
    Soviel Langeweile kann doch kein Normalo haben!

  • #7

    andi_dd (Montag, 12 März 2012 18:59)

    Liebe zum Verein. :-)

  • #8

    frank04157@yahoo.de (Dienstag, 13 März 2012 08:54)

    Das gleiche überheblich Getue, das wir auch von eueren Dynamo-Freunden kennen. Über eine ganze Stadt urteilen, weil man drei Stationen mit der Tram gefahren ist. Schade!

  • #9

    andi_dd (Dienstag, 13 März 2012 11:41)

    @ frank: eine ausführliche erläuterung des berichts habe ich in eurem forum gepostet. ;-)