Fußballromantik auf der Glaserkuppe

Freitagabend zum Marmaris flaniert, über die samstäglichen Ausflugsziele sinniert, trällerte der neumodische Technikscheiß ob des Eintreffens einer Kurznachricht. Geschrieben hatte ein Freibeuter, nach Mitstreitern suchend, die willens waren, zum Zipsendorfer FC Meuselwitz zu fahren.

 

Da war die Frage, zu Chemie oder nach Freiberg?, obsolet, zur Glaserkuppe am Samstagmorgen die Reise geht. Die Glaserkuppe, vormals Ernst-Grube-Stadion und heute bluechip-Arena liegt auf einer ansteigenden Höhe westlich des Weges nach Rusendorf.

Der Bezeichnung der Höhe als Glaskopf oder Glaserkuppe liegt, laut einer Volksweise, ein grausiger Vorgang zu Grunde. Denn auf der Höhe soll einst ein schrecklicher Mord geschehen sein. Ein Glaser wurde brutal enthauptet. Den Leichnam verscharrte man im Hasenholze und seitdem treibe der Enthaupte nun allnächtlich an der Stelle des Unglücks sein Unwesen.

 

Eine weniger aufregende Story besagt, dass der Glaser lediglich die Felder auf der Höhe sein Eigen nannte. Andere wiederum meinen ebenso einfallslos, dass sich der Name des kleinen Landstrichs lediglich vom äußeren Antlitz herleite. Als lichte, leuchtende, glasig glänzende Lichtung in Mitten des Waldes gelegen, wurde sie fortan als glasige Kuppe, ergo Glaskopf oder Glaserkuppe geschimpft.

 

Zwischen 2002-2004 wurde das Areal renoviert, zwischen 2007 und 2008 erhielt die Haupttribüne eine Überdachung sowie weitere Erweiterungen des Umfeldes. Die Arena verfügt über 4.044 Stehplätze sowie 1.216 Sitzplätze. Summa summarum finden 5.260 Menschen im Stadion der 11.261 Seelen-Stadt Meuselwitz Platz.

 

Der 1919 als SV Sportlust Zipsendorf gegründete, sein DDR-Dasein hauptsächlich als Aktivist Zipsendorf fristende und seit 1994 schließlich als Zipsendorfer FC Meuselwitz tourende Fußballclub, schaffte zwischen 1993 und 1997 den Durchmarsch von der Kreisliga Altenburg, über die Bezirksliga Gera, bis in die Landesliga Thüringen, in der sieben Jahre dahinvegetiert wurden, ehe man in die Oberliga aufstieg.

 

2009 folgte der Sprung in die Regionalliga. Dort duellieren sich die Mannen von der Glaserkuppe seither mit namhaften Teams wie dem 1.FC Magdeburg, dem Halleschen FC, Holzbein Kiel, dem VfB Lübeck oder dem VFC Plauen. Im Gepäck des Erfolgs wurden ebenso namhafte Fußballer in Zipsendorf vorstellig. Karsten Oswald, Ronny Hebestreit oder Norman Teichmann, um nur wenige zu nennen.

 

Zu Gast an benanntem Samstag war die Reserve des magischen FC Sankt Pauli. In deren Gepäck reisten handgezählte 25 Gäste. Die großzügig ihren eigenen Block zugewiesen bekamen. Sieben Euro Eintritt verlangten die Hausherren für nicht überdachte Stehplätze, bei feinstem Wetter mit Hagel, Regen und sonstigen sonnigen Kapriolen.

 

Gleichermaßen großzügig wurde über den Stadionsprecher verlautbaren lassen, dass am Eingang zwangsabgegebene Schirme abgeholt und ausnahmsweise ihrer Bestimmung gerecht werden dürften. Zusätzlich wurde verkündet, dass freie Platzwahl herrsche. Ein freundlicher Arschtritt an alle die, die überdachte Sitzplatzkarten zum Normalpreis erworben hatten.

 

Im Tor der Braun-Weißen stand zu aller Überraschung Philipp Tschauner. Dieser hütete bis zu einer schweren Verletzung das Tor des FCSP in der ersten Bundesliga, was einem Gegenwert von 19 Spielen entspricht.

 

Die Amateure der Hamburger gingen mit ihrer zweiten guten Chance nach acht Minuten gleich in Führung. Von da an war von Sankt Pauli nicht mehr viel zu sehen. Tschauner war es zu verdanken, dass der ZFC nur zum Ausgleich kam, obwohl ein Sieg hochverdient gewesen wäre.

 

Der Gastgeber zeigte sich aber nicht nur bei der Punkte(ver-)teilung von der gönnerhaften Seite. Für den Fußballinteressierten bot sich eine ansprechende Begegnung, mit hochwertigem Rahmenprogramm. Eine Musikauswahl, die sich des Lutz Stollberg als würdig erwiesen hätte und guter Verpflegung. 2 Euro für den halben Liter Altenburger, ein sehr schmackhaftes Bräu. Dazu eine halbgare Bratwurst für 1,50 und das Steak für 2,50. Ebenfalls für 1,50 erhielt der Geneigte eine Obskurität, die auf den Namen Fußballersteak hört. Mehrfache Testberichte schätzten die gegrillte Jagdwurstscheibe auf Brötchen als „Naja!“ und „Geht schon“ ein.

 

Freundliche Menschen, ein guter Gastgeber, dessen Eindruck auch nicht durch das standartmäßig niveauarme Ultragepöbel getrübt wird, empfehlenswertes Aufsflugsziel!

Bilder/Statistik

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