„Kdor Ne Skace Ni Slovenc“

Meine bisherigen Bemühungen ein Fussballspiel bei einem meiner Aufenthalte im schönen Slowenien zu sehen, waren bisher nicht von viel Erfolg gekrönt gewesen. Trotz eifrigen Spielplan-Studiums und echter Bemühungen, dass System der unteren Ligen zu durchdringen, fand ich mich in der Obhut meiner lieblichen Begleitung immer pünktlich zu den Spieltagen und –uhrzeiten an Orten wieder, wo es definitiv kein Spiel weit und breit gab. War zwar auch schön, aber so konnte es auf Dauer nicht weitergehen...

Da war es schon fast ein Fügung höherer Mächte, dass die Slowenische Nationalmannschaft ihr WM-Qualifikationsspiel in Maribor auszutragen hatte, just da ich im Lande war. Gut, Nationalmannschaften kann man auch auslassen und Zypern ist jetzt kein Wunschgegner, aber immerhin war mit Maribor die vielleicht fußballbegeistertste Stadt Sloweniens Austragungsort. Diesmal galten kein Ausreden und zu viert machte man sich an einem regnerischen Abend mit dem Auto auf den Weg Richtung Norden, in die zweitgrößte Stadt des kleinen Alpenlandes.

 

Kaum angekommen, gleich zur Stärkung ein paar Studentenbons bei einer großen Fastfood-Kette vorgelegt und für satte 2€ ein ganzes Menu abgegriffen. Wenn da mal die Studenten in der Heimat nicht neidisch werden. Danach die älteste Weinrebe Europas links liegen gelassen und stattdessen immer dem Flutlicht folgend durch die Altstadt hin zum „Ljudskt vrt“, dem „Volksgarten“-Stadion – dem Stadion des FK Maribor. Die frisch renovierte Heimstätte der „Vijolice“ wird auf Wikipedia als eines der schönsten kleineren Stadien weltweit gefeiert, etwas, was man noch 90min Flutlicht nur bestätigen kann. Die geschwungenen Formen des Daches sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern transportieren auch gut die Stimmung, die von den Rängen ausgeht.

 

Für eben jene Atmosphäre waren an diesem Abend die knapp 8.000 anwesenden Zuschauer zuständig. Für ein Aufeinandertreffen des Gruppenletzten und des Gruppenvorletzten nach dem 2ten Spieltag der Qualifikation in der Gruppe E war das Spiel somit noch recht gut besucht, auch wenn die Kapazität des Stadion eigentlich knapp 13.000 Menschen beträgt. Aber der desaströse Auftakt der Qualifikationsrunde, mit Niederlagen gegen die Schweiz und Norwegen, bedeutete für den Gastgeber vor dem Spiel den letzten Rang und eigentlich bereits das Aus in der Qualifikation.

 

Trotzdem gab es zu Beginn des Spiels einen munteren Support, wobei sich die Zuschauer sich den Spass nicht nehmen liessen, ihre Mannschaft mit „Slovenija – Champion“ zu feiern. Allerdings war es mit der guten Stimmung nach rund 20min vorbei, als die Heimmannschaft sichtlich Probleme mit den eigenen Nerven hatte und die Zyprioten ein paar hübsche Konter setzen konnten, ohne dabei allerdings erfolgreich zu sein. Ob es an dem gellenden Pfeifkonzert lag oder nicht, jedenfalls erhöhte die Heimmannschaft in der Folge den Druck, erspielten sich doch Chancen und ging zur Halbzeit verdient in Führung. Skeptischer Optimismus machte sich im Rund breit. Während des Pausentees musste der werte deutsche Gast kulinarisch zwar ohne Bratwurst auskommen, dafür gab es aber überdimensionale Hamburger zu bestaunen. Alkohol war an diesem Abend im Stadion übrigens absolut tabu.

 

Offenbar um die eigenen Nerven und die des Publikums weiter zu schonen, spielten die Heimmannschaft auch in Hälfte zwei nach vorne und erzielte dabei das 2-0 in der 61. Minute. Zweifacher Torschütze des Abends für die Slowenen war Tim Matavz, der sonst beim PSV Eindhoven seine Brötchen verdient. Nach der 2-0 Führung schwappte gar „La Ola“ durch das Rund und selbst der gute Mann hinter mir hörte kurzzeitig auf, den Trainer der „Fantje“ (Spitzname der Slowenischen Mannschaft) lautstark zurück nach Serbien zu wünschen.

 

Allerdings änderte sich dieses Stimmungsbild, als die Zyrioten endlich die Schwächen der Slowenischen Abwehr ausnutzen und in der 83min einen Konter erfolgreich abschlossen. Was nun folgte waren 10min blanke Panik auf Slowenischer Seite, die in einer gelb-roten Karte gipfelte, während die Gäste 2x kurz vor dem nicht unverdienten Ausgleich standen. War aber dann doch nicht, so dass die Gastgeber die Punkte sichern konnten. Was blieb, waren emotional ausgebrannte Begleiter und die Erkenntnis, dass man sich demnächst unbedingt mal ein Liga-Spiel anschauen muss. Das Stadion in Ljubljana soll ja auch ganz hübsch sein...    

Der Reisende

 

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