Dublin&Belfast

Punktspielfreies Wochenende? Nicht mit mir! So ging's also zum Länderspiel nach Irland. Da ich eigentlich nicht so gern alleine fahre (es dann aber trotzdem mache), fragte ich rechtzeitig in der DSC-Gemeinde nach. Immerhin gab es zwei Interessenten, welche dann aber leider absagten.

Nachdem ich bereits im August Flug, Unterkunft und Ticket reservierte bzw. kaufte, konnte die Reise eigentlich los gehen. Eine Woche vor Antritt der Reise checkte ich nochmal die lokalen Spielpläne und stellte mit Freude fest, dass sowohl in Dublin, als auch Belfast gespielt werden sollte. Mit dem Länderpunkt Nordirland sollte die Reise an Attraktivität gewinnen. Im Anschluss reservierte ich noch ein Mietwagen, um nach Belfast zu gelangen.

 

Am Tag des Länderspiels ging es mit dem Zug zum Flughafen nach Prag, um dort das Flugzeug Richtung Dublin zu besteigen. Die „Kleeblatt-Airline“ brachte mich pünktlich in die Hauptstadt Irlands, wo ich sogleich mein Mietwagen in Empfang nehmen sollte. Nach kurzer Wartezeit am Budget-Schalter, erhielt ich diesen, welcher gerade 35€ für 2 Tage kostete. Das mitgebrachte Navi eingeschaltet und schon konnte es zur besten „Rush-Hour-Zeit“ in die Innenstadt von Dublin gehen.

 

Mir verblieben noch ca. 2.5 h bis zum Anpfiff. Nach gefühlten tausend roten Ampeln und einigen grauen Haaren mehr, erreichte ich ca. 1 Stunde vor „kick off“ meine Unterkunft. Aber warum zur Hölle sind die Räume in der Unterkunft so dunkel bzw. leer? Keiner da? "Hallo! Hello!" *Klopf-Klopf-Klopf*... Scheiße das Länderspiel beginnt gleich! Keiner da?! Aaahh... endlich entdeckte ich einen Zettel neben der Eingangstür. Auf dem Zettel stand, dass ich den Vermieter der Unterkunft kontaktieren soll. Gut. Also zum Telefon gegriffen und angerufen. Die nette Dame am anderen Ende verriet mir, dass sich der Schlüssel zur Unterkunft unter einer Blumenvase befinden würde. Nachdem ich den Schlüssel aufnahm, kam ich mir vor, wie bei der „versteckten Kamera“.

 

Nach kurzen Instruktionen betrat ich endlich mein Zimmer. Da nur noch wenig Zeit bis zum Anpfiff war, legte ich noch schnell meine Sachen ab und machte mich auf den Weg zum Stadion. Zum Glück befand sich dieses nur 10 Gehminuten von der Unterkunft entfernt. Auf dem Weg zum Stadion kam ich an einigen „Pubs“ vorbei, welche von Fußballfans überfüllt waren. Am Ende der Wohnsiedlung, welche sich an der Hintertortribüne des Stadions befindet, sah ich zum ersten Mal das beeindruckende „Aviva-Stadium“. Dieses Stadion ist der beste Beweis dafür, dass es auch kreative Stadionneubauten gibt. Die Stadionbeleuchtung sorgte zusätzlich für eine einzigartige Atmosphäre und ließ mein Herz höher schlagen. Nach etlichen Fotoaufnahmen vom Stadion kaufte ich mir ein Programmheft und betrat den Gästeblock.

 

Nun fieberte ich dem Anpfiff entgegen und war auf die Stimmung im Stadion gespannt. Der Gästeblock war äußerst gut gefüllt und auch die Fahnenmafia deckte den Hintertorbereich mit unzähligen Fahnen zu. Die Nationalhymnen wurden von einer irischen „Dudelsackskapelle“ gespielt. Ein mitsingen war auf Grund fehlender Musikalität fast unmöglich. Selbst die Iren konnten ihre Hymne nicht wirklich mitsingen. Entweder war der Dirigent bereits vor Spielbeginn mit Guinness zugelötet oder war erst gar nicht erschienen, weil er den Endstand erahnte.

 

Wow! Deutschland gewinnt mit 6:1 gegen Irland. Eigentlich müsste jetzt ein überschwänglicher und ausführlicher Spielbericht folgen; Pustekuchen! Ich habe selten so ein emotionsloses Spiel erlebt. Die Tore fielen so vor sich hin (auch wenn es den ein oder anderen schönen Spielzug gab) und auch die Stimmung war eher mäßig. Der Gästeblock stimmte zwar das ein oder andere Lied an, diese waren aber wenig kreativ und lautstark. Wenig kreativ war auch die Spielweise der Iren. Diese schafften wenigstens den Ehrentreffer, welcher vom Gästeblock mit Applaus bedacht wurde.

 

So wurde man also Zeuge der höchsten Heimniederlage der Iren und trotzdem wurde gemeckert. Irgendetwas fehlte dem Spiel; vielleicht wäre eine Führung der Iren auch für die Stimmung besser gewesen. Beim nächsten Mal bringe ich das "Salz für die Suppe“ selbst mit ;).

 

Nach dem Schlusspfiff traf ich noch den „Korkenzieher“, mit dem ich im Pub ein Guinness trank. Als uns die Gesprächsthemen ausgingen, unterhielten wir uns über Fußball und den glorreichen DSC ;). Danach ging es für mich Richtung Unterkunft. Am nächsten Tag besuchte ich die Innenstadt und schaute mir einige Sehenswürdigkeiten an. Anschließend sollte es nach Nordirland gehen, wo ein 1.Liga-Spiel stattfinden sollte. --> FAI - DFB

 

Ohne Navi (Kartenmaterial nur für Irland) und ohne Stadtkarte machte ich mich auf den Weg Richtung Norden. Eine Stunde vor „kick off“ erreichte ich die Stadtgrenze südlich von Belfast. Der Ground („The Oval“) musste an einem Flughafen im Osten von Belfast liegen, dies hatte ich auf einer „Hopperseite“ im Vorfeld der Reise gesehen. Mit diesen Informationen folgte ich den nächsten Hinweisschildern Richtung Flughafen.

 

Blöderweise lag der internationale Flughafen im Westen von Belfast. Schnell merkte ich, dass dies nicht der richtige Flughafen sein kann. Die nächste Abfahrt nutze ich zum wenden - noch 45 Minuten. Nun wiesen mich die einzigen Autobahnschilder Richtung Nordbelfast. Vergebens suchte ich die Beschilderung Ostbelfast bzw. städtischer Flughafen. Nach 15 Minuten Fahrtzeit entschied ich mich für die Ausfahrt Stadtmitte. Als ich mich in der Innenstadt befand, parkte ich und fragte um herlaufende Passanten nach dem Stadion. Keiner konnte mir so richtig helfen – noch 30 Minuten. Einer der Passanten gab mir den Hinweis, dass ich einen Typen im blauen Anzug fragen soll. Diese blauen Typen waren „zufälligerweise“ Stadtführer. Also den nächsten Stadtführer gefragt, der mir dann glücklicherweise neben der Wegbeschreibung zum Stadion auch ein Stadtkarte mitgab – noch 20 Minuten.

 

Mit der passenden Wegbeschreibung erreichte ich 15 Minuten später den ersehnten Ground. Auf dem Weg sah ich einige Häuser mit riesigen Graffiti, welche an den Nordirland-Konflikt erinnern. Am Stadion dann schnell das Auto abgestellt und im Eiltempo zur Kasse. Pünktlich mit dem Anpfiff betrat ich „The Oval“. Schon auf dem kurzen Weg zum Stadion fiel mir auf, das hier einige Hopper aus Deutschland unterwegs waren. Im Stadion dann der Schock. Überall unterhielt man sich sehr deutlich und lautstark in der mir bekannten Landessprache.

 

Einige „Hopper“ benahmen sich sogar richtig daneben. Als der Spielball während des Spiels auf die Zuschauerränge flog, schossen diese den Ball quer durch den ganzen Block – nur nicht wieder Richtung Spielfeld. Einer der Gruppe hatte aber ein wenig Verstand und gab den Ball wieder zurück. Da ich schon den ganzen Tag unterwegs war, stellte sich bei mir so langsam das Hungergefühl ein. Mit ein paar Euro (in Nordirland wird mit Pfund gezahlt) im Gepäck, überzeugte ich die charmante Imbissbetreuung, mir etwas Essbares zu verkaufen. Und zum wiederholten Male stellte ich fest, dass der „Stadionburger“ auf der Insel einfach köstlich ist. Mit viel Zwiebeln, Fleisch und Ketchup ging es torlos in die Halbzeit.

 

Nach dem Wiederanpfiff suchte ich mir ein sonniges Plätzchen im Stadion. Neben der Gegentribüne verfolgte ich die 2. Halbzeit, welche erst zum Ende richtig Fahrt aufnehmen sollte. Kurz vor Schluss beendete der Heimtorhüter eigenwillig einen Konter der Gäste. Er „erdete“ den Gegenspieler mit gestreckten Bein im eigenen 16er. Dem Schiedsrichter blieb nichts anderes übrig, als ihm den „Roten Karton“ zu zeigen und auf Strafstoß zu entscheiden. Da das Wechselkontingent der Heimmannschaft bereits ausgeschöpft war, bequemte sich ein Feldspieler auf „die Linie“. Die Gäste nutzen die 100%ige Chance und sicherten sich damit den nicht unverdienten Auswärtssieg.

 

Die mitgereisten Fans feierten nach Spielende kurz ihre Mannschaft, bevor sie von den Ordnern hinausgedrängt wurden . Beim Abmarsch sah ich noch einige Polizisten, welche die Heimfans genauestens beobachteten. Das Spiel kann daher getrost als Hochsicherheitsspiel (mit Derbycharakter) eingeschätzt werden. Besonders haben mich dabei die riesigen Einsatzwagen beeindruckt, welche schon beim Anblick für Gefahr sorgten ;). --> GFC - PFC

 

Da am Abend bereits ein weiteres Ligaspiel (allerdings in Dublin) wartete, machte ich mich schnell auf den Rückweg. Auf dem Rückweg genoss ich die idyllische Landschaft bei herrlichem Sonnenschein. Und um die Vorurteile zu schüren – es roch fast die ganze Zeit intensiv nach Schaf. Nach knapp zweistündiger Fahrt und mit einer Menge Schafgeruch in der Nase, erreichte ich den „Tolka Park“.

 

Der „Tolka Park“ beheimatet den Shelbourne Football Club, welcher Gründungsmitglied der „League of Ireland“ ist. Das Stadion fasst 9.700 Zuschauer und ist damit das größte Stadion in der „Premier Division“ (höchste Liga). Kurz vor Anpfiff suchte ich noch eine Geldausgabemaschine, da ich erstens kein Geld mehr hatte und zweitens auf Grund des Schafgeruchs (auf der Rückfahrt) Appetit auf mehr hatte.

 

Nachdem ich kurz vor Anpfiff einen Geldautomaten fand, machte ich mich schnell wieder auf den Weg zum Stadion. Am ersten Eingang standen mir zu viele Leute an, weshalb ich den zweiten Eingang wählte, welcher sich später als Gästeeingang entpuppte. Im Gästebereich gab es aber keine großen Warteschlangen, weshalb ich auch gleich den Imbiss in Beschlag nahm. Nach einem erneut guten „Stadionburger“, nahm ich auf der schönen Gegentribüne Platz. Unter dem Stadiondach machten es sich die Gästeanhänger vom Cork City F.C. gemütlich.

 

Im Heimbereich konnten einige Fahnen aus Deutschland (u.a. aus Essen) gesichtet werden. Was ich allerdings erneut peinlich fand, waren die lautstarken Gesänge der anwesenden „Deutschland-Fans“. Wenn ich als „Neutraler“ zu einem Spiel fahre, sollte ich mich auch so Verhalten. Die „Deutschland-Fans“ stimmten neben dem „Mexiko-Lied“ auch andere Lieder an, welche die Heimfans sichtlich überraschte. Spiele ohne Beteiligung der eigenen Mannschaft sollte auch ohne Support begleitet werden. Irgendwie komisch diese „Deutschland-Fans“!

 

Nun aber zum Spiel. Die Gäste erspielten sich einige gute Chancen, welche auch in zwei Tore umgemünzt wurden. Die Anhänger aus Cork (Süden von Irland) machten nun ordentlich Stimmung. Die Trommel gab den Rhythmus vor und die Stimmen sangen was das Zeug hielt. Ich erlebte tatsächlich ein Spiel mit richtig guter Stimmung. Der Heimbereich stellte nach anfänglichen Bemühungen den Support gänzlich ein. Aber nicht genug. Die Gästemannschaft machte weiter Druck und ließ beste Gelegenheiten aus, die Führung zu erhöhen. Die Stimmung im Gästebereich stieg weiter an. Schließlich ging es für die Gäste mit einer komfortablen 2:0-Führung in die Pause.

 

In zweiten Durchgang sollte dann der „Fußballteufel“ in Erscheinung treten. Die Gäste machten weiter Druck aber die Heimmannschaft kam zum Anschlusstreffer. Nun entwickelte sich ein abwechslungsreiches Spiel. Die Heimmannschaft investierte mehr und bekam einen Elfmeter zugesprochen. Dieser wurde auch anschließend zum 2:2 Ausgleich genutzt. Jetzt ging es hier hin und her. Chancen auf beiden Seiten. Ein richtiger Schlagabtausch. Auch der Heimanhang (inkl. „Deutschland-Fans“) machte sich jetzt wieder bemerkbar. Die Gästeanhänger unterstützen ihr Team aber weiterhin lautstark.

 

Die schlechte Chancenverwertung der Gastmannschaft sollte sich aber böse rechen. Shelbourne gelang tatsächlich das Tor zum 3:2. Nun waren die Heimfans außer Rand und Band. Cork City konnte trotz großer Bemühungen und weiteren Chancen dem nichts mehr entgegensetzen. Die Stimmung kippte innerhalb kürzester Zeit. Die Heim- und „Deutschland-Fans“ skandierten nun lautstark das allseits bekannte „sing when you're winning“. Völlig unverständlich, da gerade die Heimfans ziemlich still waren, als die eigene Mannschaft mit 0:2 zurück lag. Aber egal. Zum Abschluss der Tour das mit Abstand spannendste Spiel. Alles in allem hat sich der Ausflug nach Irland gelohnt. --> SFC - CCFC

 

Der Royseleiter

 

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