R.I.P. Alex Alves

Am verhassten Montag gastierte der magische FC St. Pauli bei der Westberliner Hertha von 1892. Und aus Dresden setzte sich eine illustre Gesellschaft aus Freunden des gepflegten Fußballs mit dem Bus in Richtung Bundeshauptstadt in Bewegung. Auch ein paar Intergalaktische hatten sich unter die braun-weiße Meute gemischt. Dem einen wurde sein Alkoholkonsum zum Verhängnis, unter dessen Einfluss er sich in die Liste der Mitfahrenden eingetragen hatte und dem anderen seine Liebe zum Menschen! Aus preissenkender Solidarität hatte er zu gesagt, um in das Stadion zurück zu kehren, in dem er einst beobachtete wie der 1.FC Nürnberg den Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste!

Eher vom Abstiegsgespenst bedroht, als von Aufstiegsalpträumen geplagt, kann man den FC St. Pauli bezeichnen. Graupenfussball vom feinsten zeigt der Hamburger Stadtteilclub zur Zeit. Doch bevor es los ging, versammelten sich Spieler beider Mannschaften am Mittelkreis um dem verstorbenen Alex Alves die Ehre zu erweisen. Im Alter von nur 37 Jahren war Alves in der vergangenen Woche gestorben, nachdem er vier Jahre an Leukämie gelitten hatte. Berühmt war der Charakterkopf Alves für seinem Ritt auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Eine stolze Rekordablöse von 7,6 Millionen hatte Dieter Hoeneß berappen lassen um mit Alves in der Champions Leage glänzen zu können. Hier wohl einer seiner glanvollsten Momente:

Statt Champions League spielt die Hertha wieder einmal zweite Bundesleague und schickt sich an, den erneuten Wiederaufstieg klar zur machen. Und auch der FC St. Pauli stellte die Hertha vor keine großen Herausforderungen. 90 Minuten Angsthasenfußball zeigte die Equipe von Michael Frontzeck. Verschanzte sich teilweise mit 11 Mann im eigenen Strafraum. Vorne traute sich keiner der Braun-Weißen mal den heimischen Torhüter vor eine Herausforderung zu stellen. Ganz im Gegenteil die Herthaner, die gemächlich das Tor der Gäste berarbeiteten. Philipp Tschauner hielt die Boys in Brown lange Zeit im Spiel, mit teilweise sehenswerten Paraden. Kurz vor Schluß war es dann dennoch geschehen. Bei einem verdeckten Kopfball war selbst er machtlos.

 

Wenig später kam der FCSP aber doch noch zur Chance des Spiels. Einen Schuß aus 16 Metern, für solche es bereits genügend Gelegenheit, aber seltenst den Mut gegeben hatte, kann Kraft noch um den Pfosten lenken. Doch bei der folgenden Ecke wäre auch er machtlos gewesen. Denn diese wird Schulbuchmäßig aufs Tor geköpft, doch ein Blau-Weißer kann in höchster Not auf der Linie klären, während der ganze Gästeblock bereits den Torschrei nicht nur auf den Lippen hatte.

 

Nach der Partie gab es noch ein paar Rangeleien an einer Kneipe außerhalb des Stadions. Ein paar "Scheiß Sankt Pauli" und "Nieder mit der Antifa" Rufe, auf die die angereisten PaulianerInnen mit "Alerta" etc. antworteten. Außer ein paar Schubsereien scheint es glücklicherweise zu keinen handfesten Auseinandersetzungen gekommen zu sein, die Polizei reagierte zurückhaltend und deeskalierend. Provoziert hatten die Herthaner schon im Stadion mit einem Transparent: "Vom Captain Hook zum Hipster Club - Herzlichen Glückwunsch St. Pauli" oder so ähnlich.

 

Die Stimmung in beiden Blöcken mag man nicht beurteilen wollen. Die HerthanerInnen waren beständig zu vernehmen, doch laut ist anders. Und selbst im Gästeblock vernahm man von den singenden PaulianerInnen kaum etwas. Wird wohl an der Akustik des von Werner March (NSDAP seit Mai 1933) gebauten Olympiastadions liegen, welches auch architektonisch kein Highlight ist, man steht/sitzt einfach viel zu weit weg vom Spielfeld! Dafür haben die Blau-Weißen ein schönes Torlied! Die Stadionwurst wurde mit dem Geschmack eines Brühwürfels verglichen und nach dem ersten Bissen mit "ach du scheiße" abqualifiziert. Ein Glück, dass ich mir die 3 Euro gesparrt habe! Dafür gab's lecker Kinderriegel vom Onkel "Der Reisende". Das entzückende, braun-weiße Wollkneul hatte von seiner besseren Hälfte übrigens die guten Knackies von Herta ins Fresspacket gesteckt bekommen! Mwahaha! Durchaus unterhaltsame Auswärtsfahrt, mit eindeutig zu viel Pin-Pin-Pin-Kel-Kel-Kel-Pau-Pau-Pau-Piiiinkelpaauuussseeee...

 

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