Kaninchen von der Farm, Fußball von der Insel

Welches Land organisiert seinen erstklassigen Fußball in der Premier League, liegt auf einer Insel und fährt Auto links? Richtig: Malta, der Fels im Mittelmeer.

Das Schöne an Malta ist ja nicht nur, dass es ob der Größe recht übersichtlich ist, nein, das Eiland bietet auch fußballerisch ein großes Programm – die Spieltage werden in der 12er Liga oft über das komplette Wochenende verteilt und nun im Frühjahr, in Zeiten von Meister- und Abstiegsrunde, sind gleich mehrere Spiel hintereinander im selben Stadion zu bewundern. Nachdem man sich also mit seiner liebreizenden Begleitung die reichlichen kulturellen und kulinarischen Schätze der Insel erschlossen hatte, musste es am Sonntag eben auch noch um das Sportliche gehen. Wo sonst lernt man schließlich Land und Leute so unverfälscht kennen?

Dank der hervorragenden Seite des Malteser Fußballverbandes wurde zielsicher das Spitzenspiel des 6. Spieltages in der Meisterrunde zur Betrachtung ausgewählt: Birkirkara FC versus FC Sliema Wanderers, der Tabellenerste gegen den Tabellendritten. Also bis nachmittags noch schnell mit dem Auto die Insel umrundet, lokale Früchte „organisiert“ und dann direkt das „Ta' Qali“-Nationalstadion angefahren. Dies liegt zentral zu Füssen der sehenswerten Festungsstadt Mdina, umsäumt von Feldern. Pünktlich dort angekommen, schon begann es -das einzige Mal auf der gesamten Reise- zu regnen, so dass man für das anbei gelegene Centenary Stadium leider keinen Blick mehr übrig hatte, obwohl es der hübschere Ground gewesen sein muss.


Denn hübsch ist wohl nicht das Adjektiv, welches dem sogenannten Millenium Stadium gerecht wird. Während die neue Haupttribüne von außen und innen mit ihrem VIP-Bereich und Presseplätzen einen netten Eindruck macht, waren die Betonkurven und die Tartanbahn eher zweckmäßig. Geöffnet war aber eh nur die alte Haupttribüne, die auch schon besser Zeiten gesehen hatte. Deren Dach war wohl nur als Sonnenschutz geplant, denn es regnete so ziemlich überall durch. Immerhin war es nur ein Schauer.


Nachdem man die günstigen Tickets erstanden hatte (5€ für 2 Spiele) musste man im Stadion feststellen, dass Fantrennung herrschte, d.h. die jeweiligen Sektoren durch Zäune voneinander getrennt waren, was jetzt eher unerwartet war. Somit standen wir nicht bei „unserem“ Verein (das Hotel war in Sliema), sondern gleich beim Favoriten, dem Tabellenführer aus der grössten Stadt Maltas und dem amtierenden Meister. Nachdem man am Einlass noch ein paar Erinnerungen aus der Vergangenheit losgeworden war (traue niemals lächelnden Polizisten) platzierte man sich im Stadion in einer trockenen Ecke und wartet was nun kommen würde.


Kurz gesagt: Es war kurzweilig. Fußballerisch brachte das Spiel kein besonderes Spektakel, aber das technische Niveau war gar nicht so schlecht und da beide Mannschaften einander Raum zum Kombinieren ließen, entwickelt sich ein munteres Spielchen, welches der Tabellenführer in der zweiten Halbzeit eher glücklich für sich entschied. Abgezockt eben. Damit war klar, dass es für den Maltesischen Rekordmeister Sliema (20x), in dieser Saison zu keinem Titel mehr reichen würde, während der Titelverteidiger dem erneuten Pokalgewinn ein gutes Stück näher gekommen war.


Auch die Stimmung war gut. Malteser gelten allgemeinhin als Fußballbegeistert (die Mixtur aus Arabisch-Englisch-Italienisch scheint es unvermeidlich zu machen) und so war die Tribüne gut besucht, mit einer bunten Mischung aus Jung/Alt, Frau/Mann. Beide Seiten konnten eine jeweilige Ultra-Gruppierung an den Start bringen, die nicht nur die Betonkurven mit Blockfahnen verschönerten, sondern auch für angenehme Stimmung sorgten. Der Tabellenführer Birkirkara konnte zusätzlich noch auf die Unterstützung einer Blaskapelle setzen, die von Beatles bis Bizet alles beherrschte. Einziges Manko war, dass die Stimmung im weiten Rund etwas verloren ging. Dass die meisten Spiele der K.O.-Runde im National Station ausgetragen werden ist wirklich schade, denn knapp 2.000 Zuschauer füllen eben keine 18.000 er Arena. Zum Trost gab es dann am Abend in Valetta‘s sehenswerter Altstadt reichlich Getränke und das im Titel angedeutete Nationalgericht.

Der Reisende

 

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