Hat sich das Blatt gewendet?

Es ist schon faszinierend. Exactement seitdem ich in Frankreich weile, konnten die Kanarienvögel nicht mehr gewinnen. Am 12.01. gewannen die Nantais das letzte mal mit 1:0 gegen den Atlantikrivalen vom FC Lorient. Es folgten 10 Spiele, mit herben Niederlagen oder unansehnlichen Unentschieden. Ein 0:5 im Parc des Princes, ein 0:3 vor heimischem Publikum gegen den Erzrivalen Stade Rennais, das Aus im Halbfinale des Ligapokals gegen PSG, obwohl man die bessere Mannschaft war, aber keinen Zlatan in seinen Reihen hat. Zuletzt gab es ein peinliches 2:2 gegen die abgeschlagenen Letzten vom AC Ajaccio. Dank eines vermeidbaren Tores in der 93. Minute entführten die Korsen einen Punkt. Der Fußball war auch nicht mehr von der Ansehnlichkeit geprägt, wie noch zu Beginn der Rückrunde.

Im Stimmungsblock "Tribune Loire". FCN - Ajaccio 2:2(1:1)
Im Stimmungsblock "Tribune Loire". FCN - Ajaccio 2:2(1:1)

Weitere Hibsbotschaften erreichten den Verein. So hat der Schweizer Bundesgerichthof ein Urteil der FIFA bestätigt, dass es dem FCN untersagt, neue Spieler bis zum Sommer 2015 unter Vertrag zu nehmen. Das alles weil die Gelb-Grünen im Jahr 2012 den guinesischer Stürmer Ismaël Bangoura verpflichtet hatten, der aber noch einen rechtsgültigen Vertrag bei Al Nasr in Dubai besaß. Bangoura und die Canaris mussten daraufhin eine Entschädigungszahlung von 4,5 Millionen Euro an Al Nasr leisten. Außerdem wurde der Spieler für vier Monate gesperrt. Im letzten Auswärtsspiel gab es erstmals wieder positive Nachrichten, ein Unentschieden beim Tabellendritten Lille OSC. Ein gutes Omen für das Heimspiel gegen einen direkten Kontrahenten im Abstiegskampf. Doch dann die nächste Hiobsbotschaft. Filip Đorđević, Mannschaftskapitän und Publikumsliebling wird den Verein am Ende der Saison verlassen. Der serbische Nationalspieler aus der Kaderschmiede von Roter Stern Belgrad verlässt de FC Nantes nach sechs Jahren Richtung Lazio Rom. Ein herber Verlust.

 

Gestern gastierte schließlich der Montpellier HSC im Stade de la Beauojoire. Seines Zeichens Tabellenvierzehnter der französischen Ligue 1. Der Gastgeber rangierte auf Rang 15. Mein Kollege hatte Karten für uns gekauft. Diesmal drapierten wir uns auf der Tribune presidentielle. Directement neben den buisness seats. Das wurde möglich, da es zu diesem Spiel eine Sonderaktion gab. Das ganze Stadion für 10 Euro. 32.000 Zuschauer fanden den Weg. 10.000 mehr als beim letzten Heimspiel. Für die nächste Partie gibt es dennoch wieder die normalen Preise, zuzüglich fünf Euro Topzuschlag. Als Derby gilt das nächstes Spiel an der Loire. Zu gast sein werden die Weinkenner von der Gironde.

 

Nachdem Spiel war klar, dass es sich gelohnt hatte, zu gehen. Serge Gakpe hatte bereits in der dritten Minute zur Führung getroffen. Gut für die Stimmung, erfahrungsgemäß legt man in Nantes furios los und lässt sich dann leicht vom Spielgeschehen beeinflussen, ehe man in der zweiten Hälfte kurz vorm Einschlafen ist. Dass die Stimmung gut blieb, dafür sorgte Koffi Djidji, der in der 21. Minute auf 2:0 erhöhte. Kurzzeitig roch es nach einem Schützenfest, doch das zweite Tor sorgte keinen Falls für Sicherheit, allenfalls für Verunsicherung. Die Montpelliérains kamen auf. Koffi Djidji sorgte mit einem Eigentor in der 34. Minute wieder für Spannung, ehe sich die Gäste in der Nachspielzeit der ersten Hälfte selber dezimierten.

 

Nach einem langweiligen Beginn der zweiten Hälfte, kamen die Gäste zu guten Chancen, weil die Heimmannschaft auf Konter lauerte und diese meist schlecht umsetzte oder zu inkonsequent verwertete. Teilweise wurden auf beiden Seiten richtig schöne Spielzüge, im Wechsel mit ansehnlichen Einzelaktionen aufgezogen, doch in der Endkonsequenz einfach zu harmlos. Der HSC scheiterte mit einem Freistoß an der Latte. Es war ein Spiel auf Messers Schneide, welches der FCN bot. Ein hoher Ball wurde im Strafraum eindeutig mit der Hand über dem Kopf gespielt, doch der Schiedsrichter entschied auf Weiterspielen. Im Gegenzug in der 83. Minute sah alles nach der Entscheidung aus. Ein Nantaiser brach durch und wurde im Strafraum, frei vorm Hüter, rüde von hinten durch Daniel Congre von den Beinen geholt.

 

Rot für Congre, Elfmeter für Nantes. Wer schießt? Đorđević musste bereits nach 51 Minuten vom Platz genommen werden, verletzungsbedingt. Also frei der Weg für den Ex-FCKer Itay Shechter, der von Hapoel Tel Aviv ausgeliehen ist und nach der Saison auf jeden Fall zurück gehen wird. Dieser scheiterte mit einem schwachen Elfmeter. Der eingewechselte Rémi Gomis erspielte sich auf Marcio-Amoroso-Manier eine letzte Möglichkeit zur endgültigen Entscheidung, in dem er den Ball mit Rücken zum Gegenspieler über sich hinweg in den Strafraum lupfte, aber kläglich in die Arme von Geoffrey Jourdren abschloß.

 

Nach fünf Minuten Nachspielzeit konnte ich dennoch den ersten Heimsieg und das Ende meiner Negativserie feiern, was mit einem günstigen fünf Euro Bier begoßen wurde, was seltsam nach Apfelsaft schmeckte. Nein es war kein Cidre, es war merkwürdig schmeckendes Bier. Gemeinsam mit wenigen Gästefans und massenweise Heimfans ging es zurück in die Stadt. Ich kann es nur betonen, sehr angenehm bei den Bretonen.

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