Mit dem Zug zum Fußball.

 

Mit dem Zug zum Fußball. Wer diesem Hobby fröhnt, muss auch einmal leiden. Da der Entschluss, das Spiel Nantes – Marseilles und gleich nebenbei mal nen Kumpel zu besuchen, ohnehin zu kurzfristig fiel, um noch einen günstigen Flug zu kriegen. Und wenn man schon mal die Zeit hat, auch einmal einen Tag auf der Schiene zu genießen, macht die Verbindung Dresden – Frankfurt – Karlsruhe – Paris – Nantes ja mit akzeptablen Preisen und eigentlich ausreichend Umsteigezeit keinen schlechten Eindruck. Allerdings wollte Gott es wohl anders: Zunächst Kabeldiebstahl zwischen Wurzen und Leipzig, dann Unfall mit Personenschaden vor Frankfurt führten dazu, dass bereits der erste Zug eine Stunde zu spät nicht in Frankfurt, sondern in Hanau endete. Eine alternative Route direkt von Frankfurt nach Paris wurde um eine Minute verfehlt. Zwei Stunden Verspätung in Paris bedeuteten zwar 50% Preisnachlass und Fahrt mit der ersten Klasse, aber leider auch eine Ankunft in Nantes um die Geisterstunde. Soviel zum unangenehmen Teil

 

Ligue 1 2013/14

 

La journée N° 35 | Vendredi, 25. avril 2014 | 20:20 | Stade de la Beaujoire

 

 

Football Club de Nantes

 

 

 

1:1(0:1)


Olympique de Marseille

 

Das Spiel von Nantes gegen Marseilles war immerhin fast ausverkauft, die gesamte Nanteskurve mit stimmunsgssuchenden, wenn auch nicht gerade stimmungsprovozierenden Fans gefüllt. Auch Marseille hat den Gästeblock fast voll bekommen, war allerdings akustisch mit wenig anspruchsvollen, seltenen und eher leisen Gesängen etwas hinter seinen Möglichkeiten zurückgeblieben.

Nantes begann mit einer Choreo, in welcher Neptun vor gelben und grünen Plastefolien hochgezogen wurde, ganz nett, auch wenns mich jetzt nicht vom Hocker gezogen hat. Letzteres kann auch daran liegen, dass die Sitze im Stade de la Beaujoire derartig eng geschraubt sind, dass selbst Hänflinge wie ich in den Genuss von Sardinendosenfeeling kamen. Das Spiel war für die französische Liga stark fehlergeprägt, wenn auch zumeist unterhaltsam. Zahlreiche Stürze ohne gegnerischen Einfluss boten den Slapstick-Freunden einiges. Marseilles spielte mit der leichten Überlegenheit, mit der halt ein Fünftplatzierter beim Tabellenelften spielt und erzielte mit einem sehenswerten Fernschuss auch den Führungstreffer.

Der Marseiller Block feierte, wo bei auch ein Bengalo entzündet wurde. Ein tapferer Ordner sprang ohne zu Zögern über den Zaun in den Block, um den Unhold auf frischer Tat zu stellen. Dieser trat mit brennendem Bengalo die Flucht Richtung Ausgang an, den Ordner immer auf den Fersen. Die restlichen Fans bildeten eine kleine Schneise, sodass man die Verfolgungsjagd des neongelb gekleideten Ordners hinter der rot leuchtenden Fackel wunderbar betrachten konnte. Auch als der Pyromane den Ausgang erreichte hatte, ging die Jagd weiter und man sah hinter dem Eingang immer mal wieder die rote Fackel vorbeirennen. Ich fühlte mich ziemlich gut unterhalten.

In der zweiten Halbzeit lief Nantes Sturm auf das Marseiller Tor, die mehr oder weniger die Führung verwalteten, erspielte sich die ein und andere Großchance, zeigte sich beim Abschluss jedoch derartig unvermögend als hätte Charlie Chaplin persönlich das Torschusstraining geleitet. Zwanzig Minuten vor Abpfiff schlug dann doch mal ein Fernschuss im Marseiller Kasten ein und die gesamte Kurve rannte runter zum Zaun, was schon ziemlich geil aussieht.

Für mehr reichte die Kraft der Bretonen jedoch nicht und mit dem Punkt war man wohl auch zufrieden. Am Ende hieß der Endstand 1:1 und man ging noch auf die Fressmeile vor dem Stadion, um sich ein Bierchen und Wurst zu gönnen.

 

Am Samstag spielte 16:00 noch Nantes' Zweite gegen Concarneau im innerstädtischen Stadion nähe der Willy-Brandt-Brücke. Das Stadion ist relativ witzig, dass es eine moderne Haupttribüne besitzt, auf der einen Kurve zur Loire hin geöffnet ist und an den anderen beiden Seiten direkt an ein Hotel und ein Parkhaus angrenzt.

Aus Concarneau waren sogar 10 Schlachtenbummler_innen inklusive fünf Zaunfahnen, einer Schwenkfahne, zwei Trommeln und zwei Megaphonen angereist. Die Puste reichte leider nur für einen Einsatz jeweils drei Minuten vor und nach dem Anpfiff. Danach war Ruhe. Für 15 Minuten Aufbau und Vorbereitung gebaren die kreißenden Berge dann doch nur eine Maus. Insgesamt hatten sich schätzungsweise 250 Schaulustige zu dem Viertligakick verloren.

Concarneau spielte in der ersten Halbzeit sehr dominant auf, erarbeitete sich Chancen und stand zumeist kurz vor der verdienten Führung. In der zweiten Halbzeit trumpfte Nantes trotz erheblicher technischer Schwächen, und es ihrer ersten Mannschaft gleich tuend, mit Mängeln im Abschluss auf. Mehrere Chancen scheiterten am gut mitspielenden Keeper oder verfehlten das Tor knapp. Da in der Schlussviertelstunde auch die Linienrichterin zur Höchstform auflief und im Gegensatz zu den Auswärtsfans ihre Fahne regelmäßg schwenkte, endeten die meisten Angriffe der Nantes-Spieler im Abseits. So reichte es nur zu einem zurückgepfiffenen Tor und einen Pfostentreffer nach direktem Freistoß. Nach 90 Minuten trennten sich beide Mannschaften mit einem gerechten 0:0.

 

Championnat de France Amateur Groupe D 2013/14

 

La journée N° 26 | Samedi, 26. avril 2014 | 16:00 | Stade Malakoff

 

 

Football Club de Nantes II.

 

 

 

0:0(0:0)


Union Sportive Concarnoise

Jan Krtek

 


Noch eine kleine Anmerkung: Das Stade Marcel-Saupin wurde 1937 erbaut und diente dem FC Nantes nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Heimstätte. Seit 1955 fasste das Stade Malakoff 20.000 Zuschauer, nach einem Ausbau 1969 schließlich 33.000. 1984 zogen die Kanarienvögel in die Peripherie ins Beaujoire. 1984 traten Bob Dylan, Carlos Santana und Joan Baez im Malakoff auf, dass heute den Namen des Mitbegründers und ehemaligen FCN-Präsidenten Marcel Saupin trägt. Im August 2006 wurde das alte Stadion im Rahmen einer Stadtneuplanung größtenteils abgerissen. 2010 fand die letzte Renovierung statt. Seitdem fasst das Stadion, das nur noch über eine Haupttribüne mit dem Namen des französisch-argentinischen Fußballers Oscar Muller verfügt, 1.880 Zuschauer. Inklusive dreier Stehstufen als Unterrang, sowie der orangenen Sitzplätze als Oberrang.

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