Holiday in Cambodia - Teil 1

 Wenn man Bekannten erzählt, dass man nach Südostasien zum Fußballglotzen fährt, konnte man auf deren fragende Blicke eigentlich immer nur antworten: „Irgendwohin muss man ja fahren.“ Und ein Werbeflyer auf der letzten Reise, sowie der Dead-Kennedys-Klassiker „Holiday in Cambodia“ erschienen uns als hinreichende Gründe, eben Südostasien als nächstes Ziel anzuvisieren. Neben Vietnam, Kambodia und Thailand war eigentlich noch Myanmar eingeplant, was sich jedoch aus Zeit- und Geldgründen während des Urlaubs als nicht machbar erwies.

 

Mit dem Flugzeug ging es über Dubai nach Ho-Chi-Minh-Stadt. Zunächst ein kleines Beispiel des Horizonts unserer Gruppe: Nachdem wir uns in Dubai die Zeit zwischen den beiden Flügen mit einem Bad im pisswarmen Persischen Golf vertrieben hatten und auf den Flughafen zurückgekehrt waren, hatten wir natürlich ordentlich Durst und beschlossen uns ein paar Flaschen Wasser zu kaufen. Hinein in den ersten Laden und vor dem bis obenhin mit Wasser gefüllten Kühlschrank die große Ernüchterung: „Es gibt hier kein Bier!“ Wieder raus aus dem Laden und es dauerte noch einige Minuten bis uns das Licht aufging: „Wollten wir nicht eigentlich Wasser kaufen? Ach ja, deshalb waren wir erst in den Laden.“

V-League 2013

 

17. Spieltag | Sa., 27. 07.2013 | 17:00 | Long An Stadium

 

 

Đồng Tâm Long An Football Club

 

 

3:2(2:0)

 


Kienlongbank Kiên Giang Football Club

 

 

Tore: 1:0 Gilson Campos (4. Min), 2:0 Kanu (34. Min), 2:1 Ajala (56. Min), 3:1 Gilson Campos (69. Min, Elfmeter), 3:2 Suleiman (90. +5 Min)


ZuschauerInnen: 5.000

 

Bericht:
Zum Fußball: In der ersten Begegnung trafen Long An, der Erstligaklub einer an Sai Gon angrenzenden Region und Kieng Giang aufeinander. Je eine Stunde Busfahrt zum zentralen Bahnhof und dann über Land in die Provinzhauptstadt waren umgerechnet 1€ sehr preiswert. Da das Örtchen touristisch nichts zu bieten hat, kommen entsprechend wenig Europäer dort an, so dass man von allen Seiten gemustert wird. Das Stadion war eine 15 Reihen hohe Schüssel mit einer Haupttribüne, auf der sich auch der Großteil der Fans aufhielt. Von geschätzt 1.500 Zuschauern (offiziell 5.000, Anm.d.R.) waren 50 aus dem südlich gelegenen Kien Giang mitgereist. Ein richtigen Stimmungsblock gab es bei den Heimfans nicht, dafür begleitete ein Brassband das Spiel musikalisch und verlieh dem Ganzen einen südamerikanischen Charme. Kleinere Gruppen versuchten unkoordiniert die Stimmung anzuheizen und wie bei den meisten Spielen in Südostasien entsteht dadurch ein interessantes akustisches Wimmelbild. Als Stadionsnack verbreitet waren mit Paprika gewürzte Seetangblätter, welcher in einer Plastetüte mit Stäbchen serviert wurden. Das Spiel war arm an Höhepunkten, aber zum Schluss konnte sich Long An mit 3:2 durchsetzen.

 

Bilder:

Zwei Tage in Ho-Chi-Minh-Stadt nutzten wir, um die Tunnel aus dem Vietnamkrieg zu besuchen und eine Sportsbar zu suchen, in der wir auch den heimatlichen Fußball die gebührende Aufmerksamkeit widmen konnten. Mit den Millionen und Abermillionen Mopeds ist der Verkehr jedoch das Beeindruckendste an der Stadt. Erst mit etwas Mut und Übung traut man sich einfach in gleichmäßigen Tempo die stark befahrenen Straßen zu überqueren und darauf zu vertrauen, dass die Mopeds einem ausweichen. Die vielen Kneipen und das abwechslungsreiche und interessante Essen machen Sai Gon touristisch zum Höhepunkt des Urlaubs.

 

Auch wenn der offizielle Spielbetrieb in Kambodia mit dem Finale der Play-Off-Runden bereits zwei Wochen vor unserer Reise beendet worden war, hofften wir in dem aus vietnamesischer Sicht „Wilden Westen“ dennoch, eine brauchbare Partie zu finden. Die in Kambodia nur unzureichend entwickelte Staatsgewalt führt dazu, dass zum einen Eintritt und Transport viel lässiger geregelt sind als in Vietnam, zum anderen auch, dass sich solch lustige Freizeitaktivitäten durchführen lassen, wie das Schießen mit Panzerabwehrrakten in den Bergen. Auch der Grad an Sextouristen nahm deutlich zu, wobei es anscheinend zum guten Ton gehört, mit den Prostituierten, welche in den meisten Bars des Zentrums anzutreffen sind, zunächst eine Runde Billard zu spielen, bevor dem Kerngeschäft nachgegangen wird. Stammbar wurde eine Reggaebar auf dem Dach eines benachbarten Hotels, welches von dem Kenianer Eric, dessen Söhne in Deutschland leben, betrieben wird und einen Australoisraeli beschäftigt, dessen meterumfängliche Arme die australische Flagge mit eingebauten Davidsternen zierte. Also geile Atmosphäre und keine Lustgreise.

 

Bei bestem Wetter machten wir uns, einem Tipp folgend, nach welchem es angeblich jeden Tag ein Spiel dort gäbe, auf den Weg zum kambodschanischen Nationalstadion. Eine Mannschaft, welche in kompletter Montur die Rampen hoch und runter joggte, nährte in uns zunächst die Hoffnung, dass es tatsächlich einen Kick geben könnte, allerdings trainierte diese lediglich. Im Innenraum kamen wir mit einem Mann ins Gespräch, der uns nach dem üblichen Geplänkel um Bayern und Dortmund empfahl, 16:30 wiederzukommen. Wir wurden aufgefordert, doch bitte mitzuspielen, was wir jedoch aus Gründen allgemeiner oder alkoholinduzierter Physis ablehnten.

Das konnte ja ein schönes Geholze werden. Überpünktlich und mit einheitlichen Trikotsätzen ausgerüstet bewegten sich die Mannschaften von Akira FC und Tabu Club auf die grüne Flur und es wurden zu unserer Überraschung sogar Linienrichter aufgefahren. Ob es sich bei zweiter Mannschaft um die Belegschaftsmannschaft eines gleichnamigen Nachtclubs handelte, war leider nicht rauszukriegen. Das Spiel war nicht gerade umkämpft, aber äußerst torreich. Da es weder Ordner noch Eintritt gab, konnte man sich während des Spiels frei im gesamten Gelände bewegen und kam beim Fotoschießen auch mit den gerade nicht eingesetzten Spielern, soweit Englischkenntnisse vorhanden waren, ins Gespräch. Auf den Rängen joggten weitere Freizeitsportler_innen, eine Sportgymnastikgruppe betätigte sich auch dem Oberrang der Gegengeraden. Auch die Innenräume des Stadions waren frei begehbar, wo einige KampfkünstlerInnen gerade ziemlich spektakuläre Performances einübten. Achja, die Zuschauerzahl auf den Rängen betrug acht. Am nächsten Tag sollte es dann weiter nach Thailand gehen, konkret nach Bangkok.

 

Fortsetzung folgt ...

 

 

von Jan Krtek

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