Landesklasse Ost, 2. Spieltag: Großpostwitz-Kirschau - Dresdner SC 1898 1:0 (1:0)

 

2. Spieltag | Sa., 27.08.2014 | 15:00 | Schirgiswalde

 

 

SV Großpostwitz-Kirschau

 

 

1:0 (1:0)

 


Dresdner Sportclub 1898

 

 

Aufstellung: Schultchen - Mayer, Dietze, Fuchs, Käseberg (83. Nguyen) - Wetzel (64. Wetzorke), Preißiger, Gröblehner, Harnath - Heinrich, Sieradzki (58. Joneleit)


Tor: 1:0 Rasin (10. Min)

 

Bericht:

Frohen Mutes ging es mit der Regionalbahn zum Auswärtsspiel ins malerische Schirgiswalde zum sicher geglaubten Auswärtsdreier. Dass es am Ende nicht hatte seien sollen, wird so seine Gründe haben. Um diese zu kennen, ist der DSC leider zu selten im Sport1 Doppelpass präsent. Ich frühstücke doch immer mit Thomas Helmer, schaue fleißig die Spieltagsanalyse und beziehe meine ganze Fußballsachkompetenz vom Expertensender.

 

Andere Gründe hingegen kenne ich ganz sicher, und zwar warum wir für Reisen in die Ferne in Zukunft konsequent auf die Bahn verzichten sollten. Knapp 26 Euro ist schon ein dreister Preis für die Reise in dieses nicht sonderlich entlegene Örtchen inklusive Rückreise, pro Person. Nicht für mich als Student, aber ich erkläre mich hier solidarisch mit meinem mitreisenden Sklaven der Lohnarbeit. Früher! Ja damals! Da wo alles besser war, da gab es zu diesem Preis ein bundesweites Wochenendticket für fünf Personen, gültig den ganzen Tag. Dafür komme ich heute zwei mal nach Berlin! Und zurück! Aber nur mit dem fiesen Fernbus natürlich.

 

Je weiter wir uns jedenfalls Richtung Ostsachsen bewegten, desto weniger blühten die Landschaften. Die verrotteten Bahnhofsgebäude weckten wehmütige Wärme, sind sie doch trotz ihrer Bauffälligkeit und Hooligan"graffiti" ein prachtvollerer Anblick, als die Beton gewordenen Zumutungen der grauen Dresdner S-Bahn-Halte. Gäbe es die Gesellschaft Pittoresques Disneyland am Neumarkt nicht, hätte sich das postsozialistische Dresden wahrscheinlich zum protokapitalstischen Stahlbetonhorror entwickelt. Quasi ein einziger großer Postplatz.

 

Immerhin wird der Reisende in Dresden im Bahnhof des Jahres empfangen. Aber nicht etwa von freundlichem DB-Personal, sondern von einer Horde Shoppingwilliger. Wer nur auf die Idee gekommen ist, gestresse Reisende auf Umstieg mit bummelnden Schaufenstergaffern zu kombinieren? Wahrscheinlich der selbe kluge Kopf, der die geniale Idee hatte, die emotionslose DB-Betonoptik mit dem Historizität heuchelnden dresdner Sandsteinfetisch am Hauptbahnhof zur architektonischen Bankrotterklärung zu vereinen.

 

Ich schweife ab, zurück zu Schirgiswalde, wo wir von einem vom Bahnsteigsdach schielenden Hund begrüßt wurden. Ebenerdig war unserer, der zweite schirgiswalder Bahnsteig, sehr Kundenfreundlich, vor allem für Menschen mit... ach lassen wir das. Leider hatte mich der Wunsch noch nicht überkommen, dieses triste Treiben auf metaphorischem Polaroid festzuhalten. Merkwüridge Symboliken dominierten das Bahnhofsgelände und seine Wände, eine Gruppe Schulanfänger passierte den Vorplatz und ein Straßenschild wies in Richtung Stadtzentrum. Nur wessen Zentrum? Hieß der Halt doch Schirgiswalde-Kirschau!

 

Wir entschieden uns für die entgegengesetzte Richtung. Eine Brücke bot uns Schutz vor dem plötzlich einsetzenden Platzregen. Perfekte Gelegenheit um die App mit den Karten zu kontaktieren. Die wog uns in trügerischer Sicherheit und auf dem richtigen Weg. Nachdem wir das wirklich sehenswerte Stadtzentrum Schirigiswaldes, ich hatte meine Kamera noch nicht aus dem Koffer geholt, vor allem aufgrund des anhaltenden Regens, passiert hatten, erreichten wir die gesuchte Hauptstraße die uns zum Platz geführt hätte.

 

Dessen Adresse hatten wir als irgendwas mit Kiefer im Kopf abgespeichert. Als wir die Kieferbergstraße erreichten, glaubten wir uns am Ziel. Nur wenige Meter weiter erspähten wir ein Schild mit der Aufschrift "Sportplatz" und sahen uns am ersehnten Ziel. Wir überquerten die Spree und erblickten einen Kinderspielplatz mit zwei Handballtoren aus Metall die wohl der ausgewiesene Sportplatz sein sollten.

 

Rückzug! Weiter die Kieferbergstraße entlang, von der bald eine Straße namens Kieferberg abging. Nun checkten wir doch nochmal die Adresse im Neuland. Kieferberg 19. Sollten wir abbiegen? Wir ließen uns auf keine Spielchen mehr ein und liefen einfach weiter gerade aus. Und als sich Kieferberg, Kieferbergstraße und die erwähnte Hauptstraße des Ortes wieder vereinten, hatten wir auch den Sportplatz erreicht. So hatten wir wenigstens ein wenig vom beschaulichen Leben des Spielortes erfahren. Als wir die Privatyacht "Zigeuner I" am Wegesrand liegen sahen, konnte auch der Fotoapparat nicht länger im Rucksack schlummern.

 

Zwei Euro Eintritt wollten die Gastgeber haben, drei für Vollzahler natürlich. Das ausgehängte und breite Speiseangebot wies sich als Trugschluß aus. Bockwurst oder Landskron. So die Alternativen. Zumindest beim Bier kann man wesentlich schlimmer dran sein. Ansonsten, deprimierendes Ambiente, ebenso das Wetter. Da musste sich der Sportclub einfach einreihen.

 

Nach einer Stunde Wartezeit, so viel Puffer hatten wir uns für unseren Exkurs eingeplant, ertönte der Anstoß. Weite Teile der DSC-Fans hatten zu diesem Zeitpunkt den Platz noch nicht erreicht und verpassten die ersten Großchance für den DSC, die Ole jedoch nicht verwerten konnte. Besser machten es die Gegner, ein sogenannter direkter Konkurrent im Kampf gegen den Abstieg, gegen den unbedingt gepunktet werden muss. Soso. Das sind sicherlich die gleichen Experten, die sowohl Budissa, Radebeul und Niesky als die ersten Kandidaten für den Aufstieg anführen, als auch Weixdorf, Borea und Zschachwitz als erste Dresdner Absteigsanwärter handeln.

 

Großpostwitz machte jedenfalls früh das 1:0. Damit war das arg gebeutelte Nervenkostüm unserer Jungs natürlich zusätzlich angeknackst. Es gab anschließend weitere gute Chancen für die Hausherren die Führung auszubauen. Nachdem diese vergeigt wurden, wurde unser Capitano mustergültig vor dem Tor freigespielt und verwandelte abgezockt, das erneut unterirdische Schiedsrichtergespann entschied jedoch auf Abseits. Eine Lachnummer. Den Hausherren verwehrten sie vor Schluß auch angeblich einen Elfmeter. Eine Situation die ich nicht beurteilen kann.

 

In der zweiten Halbzeit stabilisierte sich die Defensive der Rothemden. An ein ansehnliches Offensivspiel war nicht zu denken. Schön war es nicht. Aber Chancen waren da. Wetzel flankte in den Strafraum und Heino stürmte zum Ball und riss das Bein hoch. Leider war der Ball eine ganzes Stück zu hoch für ihn. Hätte er mal lieber durch gelassen. Vielleicht hätte der Einschußbereite Harnath den Ball ins Tor geschoben.

 

Nachdem Wetzorke den Torwart mit einem schönen Schuß prüfte, regnete es Ecken. Aus denen dieses mal kein Vorteil gezogen werden konnte. Schließlich war es noch zwei mal Harnath, der sich frei vor dem Torwart nicht zum Schuß hatte hinreißen lassen können und lieber unglücklich abspielte. Schade, scheiße, aber haste sie am Fuß, haste sie am Fuß.

 

Da wir nun laut sachkundigen Einschätzungen und Verlautbarungen eh abgestiegen sind, der sowieso inkompetenteste aller möglichen Trainer seinen nicht vorhandenen Kredit schon nach dem ersten Testspiel vergeigt hatte und sich weiterhin unverschämt weigert, einfach mal dem Löwen der Savanne gleich die Hyänen, einen Gegnerspieler vom Feld zu reißen, um mal ein Zeichen von Außen zu setzen, können unsere Jungs nun am kommenden Spieltag frei von der Leber weg die Trendwende einleiten und sich mit einem Befreiungsschlag neues Selbstvertrauen zulegen und mit Calgonit klappt's dann auch mit dem Nachbarn. Ne?

 

ZuschauerInnen: 112

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Kommentare: 1
  • #1

    Strauchdieb (Dienstag, 02 September 2014 12:51)

    Jawohlja! Jagt sie aus der Stadt. Wir alle investieren hier horrende Summen in Eintrittsgeld, der Ablasshandel des Stadiongängers. Ich geb dir drei Steine, dafür kann ich dich steinigen, Rasenknecht! Tanz gefälligst für unser Wohl, du verwöhnter Millionär! Und wenn Sie nicht an selbstgefälligen Hasstiraden erstickt sind, so pöbeln sie auch in zwei Wochen!