Magische Nächte oder ‚He is so fat, he should get two yellow cards‘

 

Airtricity League

 

 

30. Spieltag | Di., 30.09.2014 | 20:45 | Richmond Park

 

 

St Patrick’s Athletic Football Club

 

 

3:1 (2:0)

 


Bohemian Football Club Dublin

 

 

Tore: 1:0 Chris Fagan (39. Min), 2:0 Aaron Greene (42. Min), 3:0 Conan Byrne (67. Min), 3:1 Anthony Murphy (86. Min)

 

Zuschauer: 1.400

 

Bericht:

Auf den britischen Inseln Fussball gucken ist wirklich ein Genuss, da bildet die kleinere der beiden Hauptinseln keine Ausnahme, auch wenn der irische Fussball, abseits der Nationalmannschaft, eher ein Schattendasein fristet. Früher ein Massephänomen, haben die Gaelic Games der gemeinen Balltreterei längst den Rang abgelaufen und die britischen Ligen saugen den talentierten Nachwuchs von der Insel. So findet der Sport nun eher in einem halb-professionellen Umfeld statt. Dass die Probleme vielleicht aber auch hausgemacht sind, liess sich erahnen, als der geneigte Besucher einen Blick auf den Spielplan warf: Ein Verband der vier Tage vor Schluss Nachholspiele parallel zur ChampionsLeague ansetzt, kann kein wirkliches Interesse an mehr Zuschauern haben.

 

Nun gut, immerhin hatte der geneigte Tourist gleich zwei Spiele in Dublin zur Auswahl, wobei man sich selbstredend für das Derby entschied. Nach technischen Problemen auf Seiten der bezaubernden, aber arbeitenden Begleitung und einer Bummel-Strassenbahnfahrt erreichte man den ehrwürdigen Richmond Park pünktlichst zum Anpfiff. Es erwartete einen Flutlicht, sanfter Regen und ein reines Fussballstadion alter Prägung, mit vollüberdachter Haupt- und teilüberdachter Nebentribünen mitten in einem Wohngebiet.

 

In der Eile hatte man sich auf den nächstliegenden Einlass gestürzt und landete so im Gästeblock bei den Bohemian Fans, welche grosszügig gleich die Hälfte des Stadions zugewiesen bekommen hatten. Was folgte war ein schönerer Fussballabend alter Prägung, wo alle Zuschauer förmlich am Spiel klebten – kein Gelaber über die Wochenend-Aktivitäten und Familie oder das neue iPhone, kein Dauer-Ultra-Schallala, sondern spielbezogener Support über 90min. Grosser Sport, der trotz der eher mässigen Zuschaueranzahl (knapp 1.400) viel Spass machte, zumal die Bohemian-Fans insgesamt ein recht grantig-lustiger Haufen waren, der das Spiel wirklich bis zur letzten Minute gewinnen wollte.

 

Nachdem man sich mit Fritten und den obligatorischen alkoholfreien Getränken versorgt hatte, begann das Spiel der beiden Stadtnachbarn. St. Patrick’s als Gastgeber ist Titelverteidiger in der Meisterschaft und war über Jahre das nonplusultra der irischen Liga. In dieser Saison hängt man jedoch dem Spitzenduo aus Dundalk und Cork etwas hinterher und hat realistisch gesehen keine Chance auf eine Titelverteidigung. Der Lokalrivale von der Northside hingegen spielte eher eine durchwachsene Saison und lag im gesicherten Mittelfeld – also dem Niemandsland der Tabelle. Die Mannschaften trafen innerhalb von 4 Wochen zu dritten Mal aufeinander, wobei im wichtigen Pokalspiel der Gastgeber, in der Liga jedoch der Gast die Nase vorn hatte.

 

Das Spiel entwickelte sich auf kämpferischem Niveau entgegen der Tabellenlage. Die ‚Bohs‘ erarbeiteten sich Feldvorteile, waren aber vorn relativ harmlos, während der Gastgeber eher verhalten agierte. Gerade als der organisiert Support der Heimseite, ob des Spielverlaufs abbrach, gingen die Gastgeber nach einem individuellen Fehler der Gäste noch vor der Pause in Führung. Abgeklärt sagt man da wohl. In Halbzeit zwei das gleiche Bild: Die ‚Bohs‘ am Drücker, aber die Tore machte die Heimmannschaft, unter freundlicher Mithilfe von Abwehr und Torwart. Die wütende Anfeuerung der Gäste läßt aber in der letzten Minute tatsächlich noch den Ehrentreffer fallen, aber da war der Keks selbstredend schon gegessen. Zum Abschluss noch eine kurze Blocksperre, wohl um den Derby-Charakter zu unterstreichen und Heime ging es. Selbst die wunderbare, sonst aber eher kritische Begleitung war vom Spiel sehr angetan und murmelte zudem erfreut eine Reihe von neuen Slang-Schimpfwörter, die man an diesem Abend lernen konnte.

Der Reisende

 

Bilder:

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