Wiener Sport-Club - First Vienna Football Club 3:5 (0:3)

 

Fr., 27.3.2015 – 18:30 | 18. Spieltag, Regionalliga Ost

Wiener Sportklub : First Vienna FC 3:5 (0:3)
Sportclub-Platz, 7842 ZuschauerInnen

Tore: 0:1 Michael Wojtanowicz (FE, 5.), 0:2 Gary Noel (22.), 0:3 Sasa Pantic (41.), 1:3 Rafael Pollack (50.), 1:4 Marjan Markic (62.), 2:4 Rafael Pollack (70.), 2:5 Gary Noel (75.), 3:5 Lukas Grill (HE, 88.)

 

Bericht:

Große Anziehungskraft versprühte das sogenannte "Dörby of Love" zwischen dem WSK und der Vienna auch im fernen Dresden unter den Sportclub-Fans. Im noch ferneren Berlin sah die Situation nicht anders aus. Während den Dresdnern die Erwerbsarbeit größtenteils ein Strich durch die Rechnung machte, sattelten die TennisBorussen einen Neunsitzer und kutschten Richtung Österreichs Hauptstadt. Mit dabei: Ich.

 

Bereits am Vortag des Dörbys wurde Wien anvisiert und wie avisiert, pünktlich zur Predörby-Party erreicht. Die Nacht wurde bei einem sehr freundlichen Brüderpaar, ihres Zeichens Anhänger der blau-gelben Vienna, verbracht. Am morgen des Derbys ging es zunächst zum Stadion der Vienna. Die legendäre Hohe Warte, einst Österreichs größtes Fußballstadion, versprüht allerhand historischen Charme. Ein weites Rund, indem es nicht schwer fällt, sich zu imaginieren, dass dort einst 80.000 Menschen Platz fanden.


Am Karl-Marx-Hof in der Nähe des Stadions, der einstigen Festung der Arbeiter im Kampf gegen die Austrofaschisten, hatten sich die Fans der Vienna versammelt, um gemeinsam von Döbling nach Dornbach zu reisen. Ein Hightlight, das man sich natürlich nicht entgehen lassen konnte. Es stellte sich heraus, dass zumindest Teile des blau-gelben Anhangs die Bezeichnung "Dörby of Love" nicht ganz so prickelnd finden, eher im Gegenteil, so ihre Probleme damit haben ("We love the Sportklub not"). Gab es im Vorfeld schon ein paar Frotzeleien, wie ein kleines Graffito im Gästeblock des Sportclub-Platzes, konnte man am Treffpunkt T-Shirts mit einer aufgespiesten Wurst erstehen. Eine Anspielung an die Verhohnepipelung des Sportklubs als Wurschtklub. In Bezugnahme auf die Wurzeln als Fahrradfahrerklub skandieren die WSK-Fans gerne "Pirati, Ciclisti, Antifascisti". Die Antwort der blau-gelben Meute nicht weniger kreativ: "Siamo tutti anticiclisti".

 

Es war also klar, dass die Vienna-Supporters nicht mit dem Fahrrad anreisen würden. Gemeinsam ging's in die S-Bahn. Dort benahm man sich entgegen des Clichees vom marodierenden Fußballmob derart besonnen, dass die Mitreisenden von sämtlicher Lärmbelästigung verschont blieben. Nachdem der Halt Hernals erreicht war, wurde wieder ein wenig gegröhlt. Die untergeschummelten Sportklub-Anhänger unter den Fanmärschlern schlichen sich daraufhin heimlich davon und zum Stadion, natürlich nicht ohne ein gutes 16er Blech für den Weg zu erstehen.


Im Flag, der Fankneipe des WSK, wo bereits der Rest des TeBe-Mobs wartete, wurden sich noch einige Getränke genehmigt. Gut eine Stunde vor Beginn ging es aber schon ins Stadion. Ausverkauft! Rekordkulisse für die Liga. Mit 2.000 Zuschauern im Schnitt stellt der WSK den Ligakrösus. Also, schnell, schnell, die besten Plätze sichern. Und da waren wir, home is where the graveyard ist. Dieses Stadion ist und bleibt der Hammer. Mit dem die altehrwürdige Hohe Warte, obwohl traditionsreiches Stadion, vom Flair nicht mithalten kann. Die Nähe des Spielfelds ist das große Plus. Das große Minus sind die ständigen Aufforderungen, bitte nicht zu springen, da die Tribüne sonst einstürze. Der unterirdische Bach drückt bei Regen das Wasser ins Stadion und in die Katakomben. Der Platz ist dringend Sanierungsbedürftig.

 

Die Vienna-Anhänger hatten zum Spiel eine schöne Choreo vorbereitet und lieferte von Beginn an Spitzensupport. Begünstigt durch den Spielverlauf und die überdachte Tribüne konnte der Sportklub so in die Schranken gewiesen werden. Auch was die Pyro anging, saßen die Gäste am längeren Hebel und zündelten unermüdlich. Statt jedes Blinklicht einzeln nacheinander zu zünden, hätte für den Eindruck vielleicht ein gleichzeitiges Abbrennen eine monumentalere Wirkung entfaltet. Nur mal so am Rande.

 

Nach dämmlichen, individuellen Fehlern lag der WSK zur Halbzeit mit 0:3 zurück. Obwohl die erste große Chance auf das Konto der Schwarz-Weißen ging und man auch im Allgemeinen das Gefühl hatte, der Sportklub verbuche das Chancenplus, war die Vienna als Aufstiegsaspirant einfach zu abgezockt und nutzte ihre Chancen, im Gegensatz zum Klub, ohne Erbarmen und schlug immer dann zu, wenn der dieser Blut geleckt hatte. So war nie wirklich Spannung im Spiel.

 

In der Halbzeit wurde auf beiden Seiten, anläßlich der kürzlich erfolgten Gründung von Fußballfans gegen Homophobie Österreich, eine Choreo vorbereitet und durchgeführt. Die Anhänger tauchten ihre Tribüne jeweils mittels Luftballons in Regenbogenfarben.

 

Der WSK kam anschließend mit Feuer aus der Kabine und erzielte sofort das 1:3, die Friedhofstribüne explodierte und pushte ihr Team. Das Spiel wurde jetzt ein regelrechtes Fußballfest. Die Hausherren drückten weiter, doch erneut dusselige Abwehrfehler machten es den Gästen zu leicht, schnellstens die alte Differenz wiederherzusstellen. So spielte sich das ganze gleich nochmal ab. 2:4 und 2:5. Der Sportklub-Anhang sah's gelassen, verabschiedete die eigenen Spieler, sichtilich Stolz auf die kämpferische Leistung ihres Teams in der zweiten Hälfte, mit anhaltenden Gesängen in die Kabine. In der Kneipe des WSK wurde gefeiert, auch mit dem ein oder anderen Vienna-Fan, und das Länderspiel ignoriert. Vielleicht sollte man an dieser Stelle erwähnen, dass polizeiliche Präsenz weder notwendig, noch vorhanden war. So bereitet Fußball schier unendlichen Genuß.

 

Trotz langer Nacht und wenig Schlaf, entschied sich der TeBe-Mob für einen zeitigen Antritt der Heimreise, um dem Steyer-Stadion und dem Dresdner Sportclub einen Besuch abzuliefern. Mich freute es besonders, auf keinen der beiden Sportc(k)lubs an diesem Wochenende verzichtet haben zu müssen, auch wenn es seitens mancher Person besondere Harndisziplin verlangte. Ihrer Anwesenheit ist es letztlich zu verdanken, dass der DSC endlich den Fluch von sieben Niederlagen am Stück brach und wieder Lunte im Kampf gegen den Abstieg riechen kann.

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