Im Abendrot vergangener Erfolge…

 

Twente Enschede – Exclesior Rotterdam 2-0 (0-0), 20.4.2015

 

…sonnte sich die „De Grolsch Veste“, als es an einem Mittwochabend zum Heimspiel des FC Twente ging. Seitdem der Autor dieser Zeilen Enschede - aufgrund von freundschaftlich-familiären Gründen - vor 2 Jahren auf die Reiseliste gesetzt bekam, war es ihm immer schon ein Anliegen gewesen, die Heimstätte des Niederländischen Meisters von 2010 zu besuchen.

 

Das Familienoberhaupt der Gastgeber hatte sich sofort um Karten bemüht und man fand sich - nach landestypischer Anreise per Fahrrad – im schmucken Stadion zwischen Kläranlage und Business Park wieder. Dazu war der Ticket-Preis mit 15€ auch noch ein echter Schnapper.

 

Die Heimstätte des Gastgebers spiegelt in keiner Weise den Verfall des Clubs wider, den der Club zur Zeit erlebt. Hatte man in der vergangenen Dekade noch die größten Erfolge der Vereinsgeschichte gefeiert (Meister und Pokalsieger 2010 bzw. 2011) ist der FC Twente inzwischen, aufgrund seines undurchsichtigen Finanzgebarens, seit 2015 (noch bis mind. 2019) von der jeglicher Teilnahme an Europapokalwettbewerben vom Verband ausgeschlossen worden.

 

Sportlich ist dieser Fall aber inzwischen auch eher theoretisch, denn der Verein gilt als hoffnungslos überschuldet und musste sich längst von seinen besten Spielern trennen. Immerhin war es den Ostholländern gelungen den sportlichen Abstieg bereits zu diesem Zeitpunkt der Saison abzuwenden, auch wenn die Bewilligung der Ehrendivise-Lizenz für die 2016/17 Saison noch ausstand.

 

Trotzdem stimmt die Infrastruktur. Das Stadion über drei Ränge ist eng und lässt zumindest an diesem Abend erahnen, was hier stimmungstechnisch möglich sein könnte, falls es das sportliche Geschehen hergeben würde.

 

Unter fachmännischer Anleitung des Gastgebers wurde erst wahres Geld in Plastikmünzen getauscht, um diese dann sofort in lecker Grolsch-Bier umzuwandeln. Und dann rein in die gute Stube. Immerhin hatten sich trotz der Bedeutungslosigkeit des Spiels für die Heimmannschaft ca. 20.000 Zuschauer ins Stadion aufgemacht, davon 24 handgezählte Excelsior-Fans, die sich des Klassenerhaltes noch nicht ganz sicher sein konnten und auf dem Oberrang beobachteten, wie beide Mannschaften ein extrem unansehnliches Spiel boten. Am konstruktiven Spielaufbau haperte es bei beiden Teams und insbesondere die Heimmannschaft schien nicht sonderlich gewillt, ihren Fans einen versöhnlichen Saisonabschluss zu bieten.

 

Über 85min quälten sich die 22 Akteure, bevor ein Geniestreich der Heimmannschaft das 1-0 einbrachte, kurz drauf gelang sogar das 2-0, das die „Tukker“ (Kosename der Enschedefans) in Verzückung versetzte. Immerhin wurde jetzt mal deutlich, dass es in diesem Stadion richtig laut werden kann.

 

Insgesamt ein nettes Erlebnis, was man gerne wiederholen könnte, zumal es nun auch weiterhin nach 1. Liga aussieht. Zwischenzeitlich hatte der KNBV völlig überraschend Twente Enschede die Lizenz für die Ehrendivisie verweigert. Nachdem der Verein dann vor einem ordentlichen Gericht mit seiner Klage zum Ligaverbleib gescheitert war, stimmte der Verband im Rekursverfahren dem Ansinnen Twentes ebenso überraschend wieder zu und bestätigte damit die Teilnahme des Clubs in der Ehrendivise. Das verstehe zwar wer will, aber das Stadion hat überhaupt mehr als nur zweite Liga verdient.

 

Der Reisende

 

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