20. Spieltag, Landesklasse Ost: Dresdner SC 1898 - FV Dresden 06 3:2 (1:0)

 

Aufstellung: Ahnert – Long, Grahle, Niederlein, Käseberg – Joneleit - Wölk, Wetzel (90.+1. Deutschmann), Forgber (86. Breuninger), Thomas (79. Sieradzki) – Herkt

 

Tore: 1:0 Herkt (13. Min), 2:0 Wetzel (FE/48. Min), 3:0 Wölk (53. Min), 3:1 P. Wappler (HE/56. Min), 3:2 Schramm (90.+3.)

 

Besondere Vorkommnisse: Gelb-Rot Moraes (86. Min, Meckern), Gelb-Rot Niederlein (90.+2, wd. Foulspiel)

 

ZuschauerInnen: 150

 

Bericht:

Es war ein unglaublich schönes Gefühl am vergangenen Samstag derart viele glückliche Menschen zu erblicken, die ausnahmsweise das Trikot des Dresdner SC trugen. Die ganze Mannschaft strahlte über die gesamte Breite ihrer Gesichter und hatte sich diesen Moment der Zufriedenheit redlich erarbeitet. Der ehemalige Tabellenzweite gastierte in Bestbesetzung im Ostragehege. Sportclub-Coach Steglich hatte die Mannschaft hervorragend eingestellt. In der steglischen Grundformation von 4-1-4-1 mit dem bärenstarken Joneleit als Sechser zwischen den Ketten und Herkt als einzige Sturmspitze agierten die Rothemden konzentriert und lauerten auf Fehler der Blau-Gelben. Ein unglaublich schnelles Umschaltspiel gepaart mit ungewohnter Effizienz verhalf zu diesem außergewöhnlichen Sieg.

Außergewöhnlich vor allem weil es der erste Sieg seit Jahrzehnten für die Mohnroten gegen die Blau-Gelb-Geilen war. In diesem Traditionsderby des 20. Spieltag der Landesklasse Ost trafen zwei Vereine aufeinander, die sich in verschiedener Hinsicht ähnlicher sind, als so mancher es mit Sicherheit wahr haben will. Zum einen ist es “lieb”gewonnene Tradition, dass eine vielzahl von Akteuren das Trikot beider Vereine getragen hat. Das fängt schon bei den Trainern an, sowohl DSC-Trainer Steglich als auch der teuerste Sportclub-Transfer aller Zeiten, Boris Lucic, sind in ihrer Laufbahn für beide Clubs aufgelaufen. Lucic coachte zudem bereits den DSC und seine Söhne kickten noch bis vor kurzen in der Friedrichstadt. Gefühlt die halbe Mannschaft der Laubegaster tat es ihrem Trainer gleich und fand über den DSC den Weg zu 06. Freudenberg, Goltzsch, Hauptmann, Heinrich und Preißiger und natürlich nicht zu vergessen, der Sportliche Leiter Martin Mikolayczyk. Britsche, Pfitze und Neuzugang Tom Berger gingen den umgekehrten Weg. Hinzu kommen viele Ehemalige wie die Kaltofens oder die Opitzens, kennt noch jemand Marcus Pokorny?

Man kennt sich also gut und auch in der jüngeren Geschichte gibt es viele Paralellen. Während der Sportclub im Zenit seines Höhenfluges stand, setzten die Blau-Gelben gerade zum Abflug an. Bezirksmeister und Pokalsieger, Aufstieg in die Landesliga und nochmal hoch in die Oberliga. So begonnen die 0er Jahre für die Ost-Dresdner. In der Oberliga begegneten sich die ersten Mannschaften der beiden Vereine erstmals seit über zehn Jahren. Der DSC stieg ab und Laubegast folgte ein Jahr später in die Landesliga. Anschließend vergingen wieder ein paar Jahre, ehe Laubegast der Landesliga adé sagen musste und der Sportclub die Kreisoberliga nach oben verließ.

Während der DSC es vermochte in den Spielen um den Landespokal die 06er zwei mal rauszukegeln, gelang in der Liga selten mehr als ein Punktgewinn. Und genau Punkte gab es beim letzten Sieg im Dezember 2005 in der Landesligasaison 2005/06 nicht zu holen, der insolvente Sportclub trug lediglich noch Pflichtfreundschaftsspiele aus. Drei Punkte konnte die Friedrichstadt letztmals in der Bezirksligasaison 1990/91 holen, als der neuformierte Club zweimal als Sieger gegen die als SV Pentacon firmierenden Laubegaster vom Platz ging und am Ende sogar unangefochten in die Landesliga aufstieg.

Um diesen Aufstieg spielen in diesem Jahr die Laubegaster mit, müssen allerdings nach der Niederlage im Ostragehege wohl die Hoffnungen auf eine sportliche Qualifikation als Meister begraben, bei acht Punken Rückstand auf den Radebeuler BC. Und so langsam nähern wir uns der heißen Phase, in der wieder spekuliert werden darf, wer nun wirklich aufsteigen will und wird. Hoffen wir, dass der Sportclub weitere begeisternde Leistungen, wie die heutige, folgen lassen und der sommerliche Spekulatius durch einen Platz im Mittelfeld bedeutungslos sein wird.

Diesen hat Laubegast mit 13 Punkten auf den Club schon sicher. Großen Anteil am Erfolg der Gäste haben die beiden Ex-DSCer Preißiger und Heino. Die Zusammen schon auf sage und schreibe über 20 Tore und Vorlagen kommen. Wahnsinn! Glücklicherweise erwieß sich Mittelfeldmotor Preiße heute nicht als gewohnt abgezockter Hund und vergab nach früher Führung durch Herkt die größte Möglichkeit der Gäste im Spiel als er am leeren Tor vorbei semmelte.

Die Führung erfolgte wie die zwei weiteren Tore nach Schema F. wie Friedrichstadt. Im Mittelfeld eroberten die Rothemden den Ball und Wetzel steckte sofort auf Herkt durch, der sich im Sprint durchsetzte und einnetzte. Kurze Zeit später hatte wieder Herkt die Chance auf 2:0 zu erhöhen. Nach Balleroberung hatte Wölk nach Innen gezogen und sehenswert durchgesteckt, wobei sich zeigte, dass man sich auch im Bezug auf die Laufwege langsam aufeinander einzugrooven scheint. Herkt vergab diesmal jedoch aufgrund mangelnder Präzision. Außerdem scheiterte Forgber mit einem schönen Fernschuß ins Kreuz an Beulke.

Mit 1:0 ging es in die Pause und alle waren gespannt, was die Zweite zu bringen vermochte. Und diese begann kaum für möglich gehalten furios. Laubegast wieder oder weiter mit einigen Unsauberkeiten im Aufbauspiel verlor den Ball und dieses mal ist es Thomas, der den Ball erkämpft, durchs Mittelfeld treibt und dann Johann Wölk in Szene setzt. Dieser tankt sich im Strafraum durch und kommt zum Abschluß. Der Ball verfehlt das Tor, aber der Verteidiger sowie Keeper der Gäste nicht den DSC-Stürmer, Wölk liegt und der Referee pfeift Elfmeter. Kapitän Julius Wetzel tritt an und schlenzt den Ball sehenswert in den Winkel! 2:0!

Es vergehen nur wenige Minuten ehe der Sportclub wieder auf’s Tor der Gäste stürmt. Die Situation scheint bereits bereinigt, doch Joneleit erkämpft den Ball, verhindert den drohenden Konter und flankt auf die Außen zu Käseberg. Das etwas unglückliche Abwehrverhalten seines Gegners sowie der Wind spielen dem Außenverteidiger in die Karten, der mit entschlossenem Einsteigen den Ball behaupten kann und in den Strafraum eindringt, ein Blick, ein Pass und am langen Pfosten drückt Johann Wölk den Ball zur großen Freude aller Anwesenden über die Linie. Glückwunsch zum Premierentor, hochverdient!

Doch bis zum nächsten Aufreger vergehen nur wenige Minuten. Niederlein verhindert im Strafraum einen Torschuss regelwidrig mit der Hand, es gibt Gelb und Elfmeter. Wappler trifft selbstverständlich. Noch ist über eine halbe Stunde zu spielen. Doch der Sportclub steht defensiv sicher und der Glaube an eine Wende sinkt bei Blau-Gelb stetig mit abnehmender Spieldauer. Oftmals wissen die Gäste keine Antwort auf die gut gestaffelte DSC-Abwehr und spielen zu umständlich. Als Youri Moraes dann noch den gelb-roten Karton gezeigt bekommt, scheint das Spiel gelaufen. In Unterzahl rennen die Laubegaster nochmal an und versuchen es mit dem Kopf durch die Wand. In diesem Fall hört die Wand auf den Namen Niederlein. Diese bekommt für ihren gewonnenen Zweikampf ebenfalls den Ampelkarton gezeigt. Schramm, der sich als Ex-Weixdorfer mit Niederlagen gegen den DSC auskennt, schnappt sich das Leder und hämmert den Ball in die Mauer. Unglücklich abgefälscht schlägt dieser daher mittig im Tor ein, keine Chance für Max Ahnert, der an diesem Tag so gut wie nichts zu halten hatte und sich trotzdem zwei mal geschlagen geben musste..

Nach ein paar brenzligen Situationen und einer ewig anmutenden Nachspielzeit ist es Gewissheit: Die Mannen von Stefan Steglich haben einen historischen Sieg eingefahren und nach über 20 Jahren erstmals drei Punkte in einem Spiel gegen die Mannen aus dem Dresdner Osten errungen. Das Ergebnis klingt am Ende viel spannender als es war. Der Sportclub setzte erfolgreich auf die Methode “Anti-Klopp” und holte sich durch atemberaubende Effizienz den verdienten Heimdreier!

 

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