6. Spieltag, Stadtoberliga: SpVgg Dresden-Löbtau 1893 - Dresdner SC 1898 0:1 (0:0)

 

Aufstellung: Schouppe – Nguyen, Kluge, Wutschke, Sieradzki – Zacher, Hoffstadt, Wetzel, Pfitzner (87. Effenberger), Al Akied (62. Thomas) – Milic (75. Schulze)

 

Tor: 0:1 Wetzel (52.)


ZuschauerInnen: 99 (Löbtauer Sportstätte)

 

Bericht:

Das ist nicht mehr mein Sportclub! Früher frotzelte der "Veganer vom Bolzplatz" (die Rede ist von Andre Csobot, siehe Artikel in der SZ), "mal so'n dreckiges 1:0, das wäre was." Und wie dreckig dieses 1:0 war. Kurz vor Spielende hatte die Spielvereinigung die Chance auf den Ausgleich! Doch der durchgebrochene Angreifer klatschte den Ball an den Pfosten! Der grelle Gong warf die Anreiner aus der schwarz-gelben und seit drei Wochen nicht mehr gewaschenen Bettwäsche. Die harte Landung auf dem kalten Plattenbauboden sollte nur ein Vorgeschmack auf den nachmittäglichen Triumph des fränkischen Traditionsvereins sein.

 

Der Sportclub dagegen feierte den sechsten Sieg im sechsten Spiel und konnte dank der frühen Anstoßzeit den ganzen Sonntag im bierseeligen Feiertaumel verbringen. Auf dem Weg dahin musste zwar wieder Einiges gelitten werden, doch die wankelmütige Sportclubseele wird derzeit vom Mantra eines wohligen Gottvertrauens in die Fähigkeiten unserer Goldfüße umgarnt, das trotz wenig verheißendem Auftakt nie Zweifel am Triumph aufkeimen ließ.

 

Denn beide Mannschaften begannen abwartend und die sogenannte Abtastphase dauerte fast die gesamte Auftakthalbestunde. "Klassisches 0:0 wird das", fachsimpelte die schwarz-rote Expertenrunde. Der frühe Zeitpunkt des Anstoßes, vom einheimischen Anhang frenetisch als Alleinstellungsmerkmal blau-weißer Liebe zelebriert, tat wohl weder der Kreativität und der Spiellaune der Heim- als auch der Gästeelf gut. So kam der Sportclub erst kurz vor der Pause zur ersten richtigen Chance. Julius Wetzel trat einen Freistoß vor das Tor der Hausherren, wobei der Ball ungünstig vor dem Hüter aufsetzte und sich ins Tor zu senken drohte. Sobczak regierte glänzend und konnte den Ball abwehren. Nur Sekunden später hatte der Keeper erneut die Chance sich auszuzeichnen. Der Sportclub Angriff rollt über den rechten Flügel, Long bringt den Ball hinter die Viererkette und Aleksander "die Prellwand" Milic tarnt seine Ballanahme geschickt als Ablage auf den lauernden Hoffstadt. Der Kapitän zieht bedingungslos ab, aber Sobczak ist da und lenkt den Kracher über die Latte. Das wär's gewesen.

 

In der zweiten Halbzeit läuft der Sportclub unverändert zurück auf's Feld und kommt dank mehr Spielwitz zu einer ersten richtig guten Chance, die sich Milic und Wetzel in zauberhaftem Zusammenspiel ertanzen. Nach Doppelpass-Stafette hatte die Löbtauer Abwehr blank gezogen und Juli versenkte aus 16 Metern zur Sportclub-Führung. Lange hatte es gedauert, bis sich der Club an die Löbtauer Spielweise angepasst hatte, aber die Sportstätte an der Malterstraße erzwang ein Umdenken der Wege-Elf und das zuletzt probate Mittel des langen Balles zeigte sich gegen kompate 93er als wenig erfolgversprechend.

 

Nach dem 1:0 für den Sportclub bäumten die Hausherren kurz auf und machten mehr Druck. Aber nur wenn der Ballbesitzfußball der Mohnroten dies zuließ. Die beste Chance ergab sich eine Viertelstunde nach dem Führungstreffer. Ein Schuss von der 16er-Kante kann von Schouppe nur nach vorn geprallt werden, doch der Nachschuss schrammt am kurzen Pfosten vorbei. Nochmal Glück gehabt. Ansonsten wie gehabt, auch wenn die Löbtauer jetzt mehr Bambule machten, Chancen blieben Mangelware und Großchancen gab's nichtmal als Bückware.

 

Gegen Ende der Partie übernahm der Sportclub wieder das Heft des Handelns, was vor allem an der Hereinnahme des Offensiv-Wühlers Robert Thomas lag. Bälle fest machen, Gegner ausschnicken, was unser Wunderstürmer wieder ablieferte war eine Augenweide. Und dann klappte auch plötzlich wieder der lange Ball, aber nur weil ein blauer Verteidiger die Murmel unterläuft und Thomas mitdachte und spekulierte. Unnachahmlich tanzte RT14 zudem Torhüter Sobczak aus. Da der Winkel zu spitz war, legte er quer auf den lauernden Wetzel, der das Kunststück fertig brachte, den Ball über das leere Tor zu prügeln. Das wäre die Entscheidung gewesen.

 

Und dazu bot sich gleich nochmal die Chance. Olaf Sierdazki hatte Thomas schön in Szene gesetzt und der stürmte wieder allein auf den Torhüter zu. Rob-T, nicht nur ein herausragender Fußballer, sondern auch menschlich ein Riesentyp, zeigte sich solidarisch mit dem Sturmkollegen Wetzel und setzte den zugegebenermaßen ein weng schwieriger zu verarbeitenden Ball in knapper Knäppe neben den linken Pfosten. Und dann läuft der Gegenangriff und plötzlich steht ein blauer Angreifer frei vor Schouppe. Die Bestia Verda macht sich breiter als breit und der Löbtauer Präzisionsschütze will es zu genau machen, der Ball knallt an den Pfosten.

 

Durchatmen, ein tiefer Schluck aus der Pulle und ein kurzer Blick auf die Uhr: "Komm schon, gleich rum, strafft Euch". Der Ball kommt auf die Außen und Long muss zum Foul greifen. Es gibt nochmal Freistoß im Halbfeld. Flanke, Schuss, Schouppe hat den Ball, liegt allerdings mit der Kuller im Seitenaus. Eckball entscheidet der Schiedsrichter folgerichtig. Das Runde kommt vor's Eckige und wird abgewehrt, allerdings zu kurz! Mit dem Mut der Verzweiflung wird der Ball in Richtung Gäste-Gehäuse geprügelt, dicke Anspannung erfüllt die Luft und es klatscht, laut, ein Schrei hallt über den Platz "Haaaand!!!" Und der Referee pfeift und nochmal, und ein drittes mal. Abpfiff, kein Handspiel, kein Elfmeter, kein Ausgleich, kein Unentschieden, keine Niederlage, kein Punktverlust, kein Gegentor, dafür drei Punkte, und es steht der sechste Sieg im sechsten Spiel auf der Habenseite. Ahu! Sportclub-Arme werden in die Luft gerissen und Angstschweißtropfen behutsam von der Stirn getupft, das war eine knackige Partie mit dem guten Ende für die Mohnroten! Danke!

 

Bilder: