Halbfinale Stadtpokal: FV Blau-Weiß Zschachwitz - Dresdner SC 1898 2:3 (1:3)

Aufstellung: Tegenkamp – Zacher (57. Jüptner), Long, Wutschke, Hoffstadt, Käseberg – Müller, Effenberger, Wetzel (90.+1 Milic) – Rösner (87. Al Akied), Forgber

 

Tore: 1:0 Spitzl (2.), 1:1 Rösner (3.), 1:2 Rösner (8.), 1:3 Hoffstadt (18.), 2:3 Voigt (54.)

 

ZuschauerInnen: 375 (Offiziell)

 

Bericht:

Der Dresdner Sportclub steht zum ersten Mal seit 22 Jahren wieder in einem Pokalfinale! Dank der Tore von Franz Rösner und Kapitän Timo Hoffstadt hat das Warten endlich ein Ende. Am 18. Mai 2019 trifft der DSC an der Bodenbacher Straße auf den VfB Hellerau-Klotzsche.

 

Für die Mannen von Coach Wege war es der erwartet heiße Tanz an der Pirnaer Landstraße. Weit über 400 Zuschauerinnen säumten die Traversen und boten einen würdigen Rahmen für dieses Spiel. Schon zuvor hatte es Fortuna nicht immer gut mit unserem Sportclub gemeint und den ein oder anderen harten Brocken in den so schon steinigen Weg geworfen. Gleich zum Auftakt gab's das Heimspiel gegen den Geheimfavoriten auf den Staffelsieg, die SG Weißig. Im Halbfinale stand nun das von mehreren Seiten als vorgezogenes Finale bezeichnete Gastspiel beim FV Blau-Weiß Zschachwitz auf dem Programm.

 

Die Partie hatte es in sich. Gegensätzlicher hätten beide Truppen kaum aufgestellt sein können. Auf der Heimseite versammelte sich ein Konsortium altgedienter Recken, zum Teil gesegnet mit besonderem Talent, das so manch in blau-weiß gehülltem Haudegen schon zu Höherem berief. Die Sportclub-Elf hingegen war laut FuPa im Schnitt sieben Jahre jünger. Doch nicht nur im Alter unterschieden sich beide Truppen, auch im Umgang miteinander trafen im Dresdner Osten Welten aufeinander. Denn eine wichtige Frage, die sich die Zschachwitzer in den kommenden Jahren stellen müssen, wird sein, wie sie den zahlreich vorhandenen Nachwuchs in den Männerbereich überführen können. 

 

Der Sportclub taugt dafür durchaus als positives Vorbild. Während mit Kay Effenberger ein Eigengewächs auf Gästeseite zu einem der Matchwinner avancierte, der gerade im ersten Durchgang mit einer phänomenalen Leistung aufwartete, wurde der jüngste Mann auf Heimseite zur tragischen Figur der Halbfinalpartie. Heimlich belauschtem Toiletten-Tratsch zu Folge zeigten sich Teile der Heimmannschaft mit der Entscheidung des Trainers überaus unzufrieden, den Dachs zwischen die Pfosten zu stellen und den erfahrenen Maik Bahr auf der Bank zu lassen.

 

Doch zunächst gingen die Hausherren in Führung. Ein langer Ball auf Robert Spitzl, zu wenig Druck auf den Angreifer und schon zappelte der Ball im Netz. Doch die Ernüchterung währte nicht lange. Der Heimkeeper hatte einen Einwurf nicht richtig kontrollieren können und das Phänomen Rösner schlug wieder zu. Mit dem Instinkt eines eiskalten Killers hatte der mohnrote Knipser den Lapsus erahnt und die Chance ohne zu zögern zum postwendenden Ausgleich genutzt. Erste Assoziationen an den Champions League-Knüller zwischen Tottenham und Manchester City erwiesen sich als feuchter Furz. Denn bereits in der achten Minute fiel der dritte Treffer der Partie. Der unachahmliche Wetzel hatte seinen Gegner an der Strafraumkante geschnickt und war in den Strafraum eingedrungen. Seine Hereingabe fand den freistehenden Rösner, der in Marek Mintal-Manier in die Kurze verwandelte und den Sportclub in Front schoß.

 

Die Rothemden hatten die Wege-Marschroute verinnerlicht und ließen den Zschachwitzern in den eigenen Hälfte kaum Luft zum atmen. Wieder Rösner sowie die Maschine Forgber hatten gute Möglichkeiten um das Ergebnis in die Höhe zu schrauben. Schließlich war es der Kapitän, der mit einem satten Schuss aus 35 Metern ins untere rechte Eck für das beruhigende Tor zum 3:1 sorgte. Sein Torjubel verriet's: Entschuldigend hob seine Majestät die Hände und befand das Tor für unwürdig. Wieder hatte der Schlußmann der Hausherren gepatzt und diesen haltbaren Schuß passieren lassen.

 

Nach dieser stürmischen Auftaktphase mit vier Toren in 18 Minuten verflachte die Partie. Der Sportclub verlegte sein Spiel auf Kontrolle und das Umherschieben der Murmel. Die blau-weißen Angriffsversuche brachen immer wieder am mohnroten Abwehrbollwerk. Ohne weitere Höhepunkte ging die Partie in die Halbzeitpause. Auch die Sonne tat langsam ihre Bahn und ging dem Niedergang entgegen. Fortan erhellten die Flutlichter den künstlichen Rasen mit künstlichem Licht.

 

Auch auf den Rängen verfinsterte sich zunehmend die Stimmung. Während der Singsang des Gästeanhangs sowieso hinter den Erwartungen zurück blieb, wussten die Sportclub-AnhängerInnen immerhin optisch zu überzeugen. Die einzige Gesangseinlage auf Heimseite blieb ein erbärmliches "Friedrichstädter Hurrensöhne." Doch der aggressive Grundtenor und das intensive Gepöbel wirkte sich auf den Referee aus. Zeitweise pfiff der Unparteiische vier höchstumstrittene Ecken in Folge. Gerade nach diesem Standartsituationen waren die Hausherren gefährlich. In der 55. Minute hatte Goalgetter Voigt eine Hereingabe zum 2:3 genutzt und die mohnrote Passivität bestraft. Dabei hätte El Hoffstadt nach nur wenigen gespielten Sekunden der zweiten Halbzeit den Deckel drauf machen können. Nach einem Eckball kam der Antreiber der Friedrichstädter am langen Pfosten zum Kopfball und setzte diesen Millimeter daneben.

 

Stattdessen waren die Blau-Weißen nun herangekommen und drückten auf den Ausgleich. Angetrieben von Daniel Dittmann schnürrten die Zschachwitzer den DSC in der eigenen Hälfte ein. Doch immer wieder klärte die leidentschaftlich kämpfende Innenverteidigung um Wutschke und Long in den brenzligen Situationen. Der eingewechselte Al Akied hatte in letzter Sekunde noch die Möglichkeit zur Entscheidung, doch ein blau-weißer Verteidiger räumte den durchgebrochenen Angreifer an der Strafraumgrenze ab. Warum Referee Belger hier Gelb zeigte, dürfte sein schmutziges Geheimnis bleiben. Aber mit höchster Wahrscheinlichkeit wird die agressive Stimmung auch ihn nicht unbeeindruckt gelassen haben. Den fälligen Freistoß hämmerte Hoffstadt in die Torwart-Ecke, wo Schlegel sicher parierte. Im Anschluß ward die Partie abgepfiffen.

 

Nach dem Meisterstück in Weißig war diese Partie der nächste Meilenstein der Saison 2018/19. Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung erreicht der Sportclub das Finale und besteht die Reifeprüfung an der Pirnaer Landstraße. Gerade die zweite Hälfte dürfte für manchen Dachs eine echte Feuertaufe dargestellt haben. Ein großes Lob an dieser Stelle auch an den FV Blau-Weiß Zschachwitz, für die meisterhafte Organisation dieser Partie. Seine Fans kann man sich schließlich nicht aussuchen und auch die vereinseigene A-Jugend wird noch erwachsen.

 

Der Sportclub setzt also seinen Weg auf historischer Mission fort. Letztmals bestritten die Rothemden ein Finalspiel am 07. Mai 1997. Als der Chemnitzer FC den Sportclub zum Kampf um den Pokal der Sachsen forderte, war so manche Säule des mohnroten Halbfinaltriumphs, um hier nicht schon wieder auf Kay Effenberger zu rekurieren sei Hannes Müller erwähnt, noch gar nicht geboren. Der letzte Pott wurde gar im Dezember 1958 in Cottbus errungen. Siegried Söllner bugsierte den Ball in der 113. Minute der Nachspielzeit in die eigenen Maschen und vermasselte Alfred Kunze und dem SC Lok Leipzig den Gewinn des FDGB-Pokals.

 

Wenn die Mannen von Coach Wege in wenigen Wochen gegen Hellerau sowohl den Pokal als auch die Meisterschaft eintüten können, winkt das erste Double seit 86 Jahren. Der Mannschaft von Hans Sauerwein war es im Schicksalsjahr 1933 gelungen, die Titel des Mitteldeutschen Meisters und des Mitteldeutschen Pokalsiegers in die schwarz-roten Farben zu tauchen. Beide Wettbewerbe wurden in K.O.-Form ausgetragen, der Club traf auch damals in den Finalspielen auf den selben Gegner. Zweimal konnte der Chemnitzer Polizeisportverein geschlagen werden. Ein gutes Omen?

 

Bilder: