Aufstellung: Ralph Schouppe – Jan Jakobi (75. Yannick Jüptner), Erik Wutschke, Thanh Long Nguyen, Olaf Sieradzki – Timo Hoffstadt, Daniel Forgber (86. Kay Effenberger), Julius Wetzel - Robert Thomas, Franz Rösner, Ahamd Ismail (70. Adip Al Akied)
Tore: 1:0 Forgber (20.), 2:0 Thomas (33.)
ZuschauerInnen: 490 (Stadion an der Bodenbacher Straße)
Bericht:
Es ist vollbracht: Der Dresdner SC ist Stadtmeister und Stadtpokalsieger 2019. Mit einer fantastischen Leistung sicherten sich die Mannen von Michael Wege gegen Angstgegner VfB Hellerau-Klotzsche das erste DSC-Double seit über 80 Jahren und belohnen sich Verdient für ein Jahr harte Arbeit. Bemerkenswert ist vor allem das Fehlen jeglicher Dramatik. Sowohl Meisterschaft als auch Pokalsieg wurden, zumindest im Finalspiel, in schlafwandlerischer Sicherheit eingefahren. Ausschlaggebend waren dabei nicht nur die technische Überlegenheit der mohnroten Equipe sondern die taktische Disziplin gepaart mit herausragender Fitness und durchgehender Konzentration, die überhaupt erst ermöglichten, diese Überlegenheit in Zählbares umzuwandeln.
Coach Wege hatte sich für das Finale für das kloppsche 4-3-3 entschieden. Der Matchplan lautete: Ein frühes Tor musste her, um zeitig die Weichen auf Sieg zu stellen. Grundvorraussetzung war eine weiße Weste in der Defensive. Denn Eines war klar: Sollte der VfB netzen, wird's richtig hart! Mit zwei Bäumen in der Innenverteidigung, Erik van Wutschke und Than Longip Nguyen für mich die beiden Spieler des Spiels, und den rasanten Flitzern Jan Jakobison, mit einer überragenden ersten Hälfte, und Olaf Alexander-Sieradzki auf den Außenverteidigerpositionen, agierten die Rothemden aus einer sattelfesten Abwehr. Der Held der Vorwoche, Ralphsson Ramsés Schouppe, war so gut wie nicht gefordert.
Im Mittelfeld agierte dann die geballte Erfahrung. Das Dreigestirn um den Skipper Timo Hoffstadtson, Danielinio Forgberdum und Julio Wetzelinho waren ein ums andere Mal zur Stelle, wenn es darum ging, den Takt in der Partie anzugeben, die Bälle festzumachen, Ordnung ins Gewühl zu bringen und die zentralen Entscheidungen zu treffen: überfallartiger Angriff mit Tempo über die Außen oder doch lieber abkappen und das Spiel von hinten neu aufbauen.
Im Angriff ackerten die nimmermüden Robertio Thomé, Franz Rösino und Ahmad Ismailah, dass einem die blau-weiße Defensive bei tropischen Temperaturen einfach nur leid tun konnte. Ein gefährlicher Pass nach dem anderen forderte die Laufbereitschaft der Hellerauer, die leidenschaftlich verteidigen und diese Saison mehrfach unter Beweis stellten, dass es eine echte Herausforderung ist, ihre Defensive zu knacken. Im Gegenzug bewiesen die "Fab Three" ganz im Stile ihrer Liverpooler Vorbilder die Einsatzbereitschaft und den Willen, jegliche Offensivbemühungen des VfB im Keime zu erpressen. Während vor allem Thomé den langen Bällen hinterher jagte, rannte Rösino unterunterbrochen die Gegner im Aufbauspiel an und war nichtsdestotrotz gleich wieder als Anspielstation präsent, bei diesem Temperaturen, irre!
Das nicht gerade von seiner Spannung lebende Spiel wurde umrahmt vom großartigen Support der zahlreich anwesenden Fans des Sportclubs, die mit abwechslungsreichem Singsang ihre Mannschaft anfeuerten. Zum Einlauf überdeckte zunächst eine Blockfahne die Massen, ehe der Block mit zahlreichen Fähnchen in ein schwarz-rotes Fahnenmeer verwandelt wurde. Ein großer Dank an unsere Freunde vom Roten Stern Leipzig für die Unterstützung. Das angenehme Ambiente rundete der blau-weiße Mob der Hellerau-Klotzschianer ab, die nicht ganz so stimmgewaltig, aber ausdauernd ihre Truppe unterstützten und ebenfalls eine schicke Choreo vorbereitet hatten.
Positiv ist festzuhalten, dass beide Blöcke ein vom Schiedsrichter abgelehntes Transparent "Love Football - Hate Racism" in zwei Teile zerteilt präsentierten. Die jeweiligen Vereine machen sich seit geraumer Zeit um wertvolle Integrationsarbeit verdient. Wobei anzumerken ist, dass die Ablehnung des Transpis wohl eher auf etwas missverständliche Kommunikation zurückzuführen ist, als auf einen Akt der Böswilligkeit. So nahmen es die Verantwortlichen des Stadtverbands auch mit Humor zur Kenntnis, als beide Gruppen im Überschwang zur akkustischen Untermalung im Wechselgesang den falschen Verband foppten. Er heißt Stadtverband Fußball Dresden, kurz: SVFD. Stattdessen wurde von den Offiziellen zurecht die äußert faire und friedliche Atmosphäre gelobt! Im Fupa-Ticker heißt es dazu: " Sowohl auf dem Platz als auch auf den Zuschauerrängen geben die Friedrichstädter den Ton an. Überragender Support von den Fans des DSC".
Letztlich sind dank einer weiteren Kernkompetenz der Wege-Elf: Effizienz! auch Tore gefallen. Beim Blick auf die Schützen wird deutlich, was diese Sportclub-Truppe dieses Jahr auszeichnet. Jeder ist bereit für jeden in die Bresche zu springen und so gibt es auch keinen Torschützen vom Dienst, der entrückt über allen thront. In Zschachwitz hieß der Held Rösner, in Dölzschen Hoffstadt und letzte Woche war es Milic, der die Kugel ins Tor prügelte. Im Finale köpfte(!) Thomé den Ball vor die Füße von Forgberdum, der die Kugel ins Tor bugsierte und vor Freude die Familie knutschte! Riesentyp!
Beim zweiten Tor steht wieder Thomé im Mittelpunkt. Van Wutschke tänzelt sich als Innenverteidiger durch drei blau-weiße Verteidiger und lupft den Ball schließlich aus 25 Metern über die Kette in die Spitze. Der sonst bärenstarke Lippmann eilt aus seinem Tor und rechnete nicht damit, dass Schlitzohr Thomé den Ball mit dem Hinterkopf (schon wieder!) artistisch ins Tor beförderte. Auch ein Rob-T köpft mal ein Tor!
Und weil sonst immer nur die Torschützen im Rampenlicht stehen: Es war eine grandiose Mannschaftsleistung. Dazu zählen auch die Helden, die nicht auf dem Spielbericht standen oder nicht zum Einsatz kamen. Ob sie Ernst Petko oder Enno Kluge heißen, Max Schulze oder Joe Zacher, Riccardo Eckert oder Martin Käseberg, Hannes Müller oder Sascha Riedel, Tom Berger oder Lasse Tegenkamp, Nick Nowack oder Tom Berthold. Danke an diese grandiose Mannschaft und das Trainerteam um Coach Wege, Sören Trübenbach und Enrico Rinke, ihr habt der Friedrichstadt ein Stück Selbstachtung zurück gegeben, die in den letzten Dekaden der Anbetung der Asche so gelitten hat!
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