13. Spieltag, Landesklasse Ost: Dresdner SC 1898 - FC Stahl Rietschen-See 2:2 (2:1)

DSC: Schouppe – Nguyen, Schütze, Kluge, Fuchs – Wutschke, Lukic (66. Wetzel), Hänisch (82. Cisse) – Thomas, Käseberg, Milic (73. Al Akied)

Stahl: Burghardt – Kusiak, Divis, Riemer, Turko – Walter (70. Mende), Czorny, Jablonski, Lampke – Hennig, Ullrich

Tore: 1:0, 2:0 Hänisch (5., 16.), 2:1 Kusiak (27.), 2:2 Divis (Foulelfmeter, 78.)

ZuschauerInnen: 127 (Ostragehege Platz 21)

 

Bericht:

Der ersehnte Rückrundenauftakt entpuppte sich als Drama in fünf Akten. Mannschaft und Fans fieberten nach wochenlanger, intensiver Vorbereitung dem Heimspiel gegen den FC Stahl Rietschen entgegen. Kleine und große Dämper erfuhr die Euphorie durch die Verletzung des Skippers, deren Schwere bisher unbekannt blieb. So beweget euren Hintern am Sonntag in die Messe und betet dafür, dass nur eine kleine Blessur diagnostiziert wird.

 

Der anhaltende Regen und das krankheitsbedingte Fernbleiben des Standartexperten vom Training wurden vom Kenner des viktorianschen Romans messerscharf als ominöse Vorzeichen gedeutet, die sich schließlich in der Sperrung des Rasenplatzes im Stadion materialisierten. Die Verlegung des Spiels auf einen Nebenplatz sorgte nicht allerorts für Verzücken. Nicht nur der Fußballgott scheint mit dem Sportclub nicht im Bunde, Petrus höchstpersönlich steht mit den schwarz-roten Farben auf Kriegsfuß.

 

Beim Einlauf der Akteure zu Beginn des zweiten Aktes wurde staunend zur Kenntnis genommen, dass im Vergleich zum Hinspiel mit Hoffstadt, Müller, Jüptner, Forgber und Al Akied gleich fünf Spieler in der Startelf fehlten. Coach Wege agierte in der Innenverteidigung mit den Dachsen Kluge und Schütze. Auf den Außen fighteten die etablierten Granden Fuchser und Long. Im Mittelfeld umrahmten die arrivierten Ex-Laubegaster Lukic und Wutschke den Jungspund Hänisch. Das Sturmzentrum wurde mangels Alternativen mit dem gelernten Außenverteidiger Käseberg besetzt, der im Training ungeahnte Knipser-Qualitäten beweist, die er bisher nicht aufs Parkett bringen konnte.

 

Dafür war la montaña de queso als Vorbereiter zur Stelle. Zur Überraschung aller drückte der geplagte Club seinem Gegner zu Beginn der Partie sein Spiel auf und stieg dabei wie Hänisch aus der Asche. Dieser versenkt die Vorlage abgezockt im Kasten der Gäste. Die Stahlwerker versuchten auf dem recht kleinen Platz hoch zu stehen und unsere Spitzen ins Abseits zu stellen, was nicht immer gelang. Nach Steckpass von Rob-T, dem tragischen Helden des Nachmittags, war nochmals Hänisch durchgebrochen und fintierte kurz den gegnerischen Hüter, bevor er flach ins Tor schob.

 

Dominante 20 Minuten resultierten dank herausragender Chancenverwertung in einer trügerische Sicherheit suggerierenden 2:0-Führung. Doch das Blatt wendete sich zu Beginn des dritten Akts schnell. Passi versemmelte am langen Pfosten eine 100%-Vorlage von Thomas und brachte diesen scheinbar einfachen Ball nicht im Tor unter. Es folgte eine laxe Ballabnahme Milics, die, stellvertretend für den allgemein einziehenden Schlendrian, zum Verlust des Balles führte und die bis dato ungefährlichen Gäste zum Anschlusstreffer einlud. Trotzdem sollte Rob-T noch vor der Pause die Chance bekommen den alten Abstand wiederherzustellen. Allerdings rettet ein stählener Verteidiger für den Bereits geschlagenen Hüter und prügelt den Ball von der Linie.

 

Die versammelte Expertenschaft bombardierte sich in der Halbzeitpause mit Fußballweisheiten und war sich einig, dass da schnellstens ein drittes Tor her müsse. Und tatsächlich, ein gekonnter Abschluss von Kapitän Wutschke prallte vom Pfosten zurück ins Feld. Herrgottnocheins! Der gemeine Germanist würde diese Situation wohl als den retardierenden Moment des Stückes bezeichnen, denn kurze Zeit flackerte die Hoffnung auf eine tatsächliche Vorentscheidung auf. Stattdessen witternden die Gäste ab der 60. Morgenluft und versuchen mit noch längerem Langholz zum Ausgleich zu kommen.

 

Die stürmischen Verhältnisse im Gehege entfalteten ihre volle Wirkung und verliehen dem Spiel einen Lotterie-Charakter. Die hohe Spielanlage, gepaart mit tückischen Windverhältnissen, sorgte zunehmend für Verunsicherung. Immer wieder tauchten die Verteidiger unter den Bällen durch. Spiel- und Ballkontrolle gestalteten sich zunehmend als schwierig. Der steigende Druck entlud sich schließlich in einem Foul Fuchsers im Strafraum mit anschließendem Ausgleich.

 

Der abschließende fünfte Akt hielt einen wahren Schlagabtausch bereit. Beide Truppen kämpften mit offenem Visier um den Sieg. Mehrfach rettete Ralle vor einem möglichen Rückstand und wenn er geschlagen ward, war das Aluminium zur Stelle und verwehrte den Stahlwerkern zweimal die Führung. Der Sportclub versuchte mit Fußball und geordneten Spielaufbau zum Erfolg zu kommen, gefährlich wurde es allerdings nur dann, wenn sich die Mannen auf das Konzept Langholz einließen. Ein langer Ball landete schließlich bei Rob, der frei vorm Torwart nicht die Nerven behielt und den Ball im Stile Hänischs flach am Hüter vorbeischob, sondern den Ball mit der Außenmauge aufs Tor prügelte. Leider kam der Wind aus der falschen Richtung und trieb die Murmel am Gehäuse vorbei.

 

Mit viel Kampfgeist versuchten Long und der eingewechselte Cisse nochmal eine Chance zu erzwingen. Und tatsächlich, mit dem Mute der Verzweiflung fand ein Querpass des Debütanten am langen Pfosten den unbedrängten Flügelflitzer Thomas, der mit ein wenig Coolness zum Held des Tages hätte avancieren können. Stattdessen prügelte er den Ball erneut aufs Tor und an den Pfosten. Auweia!, aber wir lieben dich trotzdem!

 

Große Enttäuschung machte sich breit. Die Jungs wieder aufzubauen, wird keine leichter Nummer. Da hilft kurzfristig nur Floskeln dreschen und Durchhalteparolen skandieren! Also: Mund abputzen, Kopf hoch nehmen, weiter machen und den Frust in positive Energie umwandeln. Oder wie Klopp sagen würde: „We will learn from this.“ Und ganz wichtig: Das Positive nicht aus den Augen verlieren, den wir haben bewiesen: Schlagen kann sich der Sportclub nur selbst und der Wind.

 

Bilder: